Liebe Leserinnen und Leser,

wir ziehen um.

Wer schon einen Umzug erlebt hat, weiß, dass sich die Ausläufer von Wohnungsfindung bis zum Auspacken der letzten Kisten mehr als ein Jahr hinziehen können. Theo-Web ist nun mitten in einer Phase, die schon den Abschied vom alten Standort Wien bedeutet und bei der das richtige Ankommen noch aussteht.

Im Klartext: Diese Ausgabe von Theo-Web erscheint noch auf dem Server der Wiener Universität, wurde jedoch überwiegend von den Teams in Landau und Saarbrücken betreut. Bis alles steht und alle Fragen des Umzugs geklärt sind, wird es noch etwas dauern. Wir bitten Sie als Leserinnen und Leser bzw. Autorinnen und Autoren um Verständnis, wenn es hier und da noch holprig wird.

Martin Rothgangel und seinem Team, die 22 Jahre die Zeitschrift als Hauptherausgeber redigiert und betreut haben, sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt: Ohne euren Einsatz in Wien wäre Theo-Web in seiner thematischen Breite und fachlichen Tiefe über diese lange Zeit nicht möglich gewesen!

Umso mehr freuen wir uns, dass diese Ausgabe noch im Dezember fertig geworden ist und eine Reihe von Highlights enthält. Da ist zunächst wie immer im Dezember die Dokumentation der GwR-Tagung in Würzburg zu Wissenschaftskommunikation, deren Artikel in einem eigenen Editorial von Susanne Schwarz, Ulrike Witten und Laura Weidlich aufgenommen werden. Unter „Forschung und Diskurs“ haben wir darüber hinaus sechs Beiträge, die hermeneutisch und empirisch, formatorientiert, thematisch-theologisch und interreligiös ganz unterschiedliche Felder behandeln.

Carsten Gennerich und Johanna Hock fragen in einer repräsentativen quantitativen Untersuchung nach der Wahrnehmung des Religionsunterrichts in den sehr divergierenden Formaten, die in Baden-Württemberg, Hessen, Brandenburg und Hamburg praktiziert werden. Das überraschende Ergebnis ist, dass sich zwischen diesen unterschiedlichen Varianten keine signifikanten Differenzen nachweisen lassen, und zwar sowohl im Blick auf die erlebte pluralitätssensible Gestaltung wie die wahrgenommene Wirksamkeit. Daraus ziehen die Autorin und der Autor Folgerungen für die Qualitätsentwicklung, weisen aber zugleich auf die Grenzen ihrer Untersuchung mit kleiner Stichprobe hin.

Christian Feichtinger und Şenol Yağdı setzen sich mit religiösen Menschenbildern nach der christlich- und der islamisch-theologischen Schöpfungstradition auseinander und zielen auf eine religionspädagogisch interreligiös orientierte Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Mit dieser Kombination der Themenbereiche gewinne sowohl BNE wie auch ein interreligiös ausgerichteter Religionsunterricht, indem er mit der Umwelt- und Nachhaltigkeitsfrage eine lebensweltlich relevante Überschneidungssituation der Felder und Traditionen aufnehme und auf diese Weise nicht nur abstrakt, sondern problembezogen, konkret verankert nach dem jeweiligen Menschenbild und nach Umweltbelangen frage und zugleich zu Verantwortung ermutige.

Marion Keuchen macht anhand von unterrichtlichen Beispielen darauf aufmerksam, wie Texte aus Kindertora, Kinderbibel und Kinderkoran zu Irritationen oder gar Missverständnissen bei Menschen aus anderen Traditionen führen können. Sie untersucht aktuelle Ansätze, die sich mit den entsprechenden Aufbereitungen der Heiligen Schriften verbinden, und ermuntert dazu, sich mit den jeweiligen Herangehensweisen und auch der Hermeneutik im Blick auf Heilige Schrift und Kinder bzw. Jugendliche in den drei Religionen vertraut zu machen.

Margit Stein, Alexandra Schramm und Veronika Zimmer fragen angesichts von fundamentalistischen Einstellungen muslimischer Jugendlicher nach der Sicht muslimischer Theologiestudierender auf ihre universitäre Ausbildung. Den Hintergrund bilden 19 qualitative Interviews an vier Standorten. Dabei scheint auf, dass die vorhandenen Angebote noch stärker strukturiert werden könnten. Mit Blick auf die Ergebnisse schlagen sie vor, u.a. den Erwerb von Reflexionskompetenz, aber auch thematisch gewendet die interreligiösen Auseinandersetzungen in diesem Feld auszubauen.

Yannick Selke plädiert für den Einsatz von Schulbüchern, genauer von Schulbuchanalysen als Chance für die religionspädagogische Hochschuldidaktik. Angesichts ihrer Bedeutung für die spätere Aufbereitung von Unterrichtsstoffen in der Schule sollten kritische Analysen und Urteilsbildungen dieser Bücher auch verstärkt Eingang in die universitäre Ausbildung finden. Dabei gelte es zu vermeiden, dass das theologische Fachwissen von Lehrerinnen und Lehrern nicht vom einfachen Schulbuchwissen bestimmt wird, sondern durch die theologische Ausbildung ein Korrektiv erhält. Auch die Theologie erhalte so – als das besagte Korrektiv – eine sehr spezifische, unter Umständen neue Aufgabe in der Lehrer:innenausbildung.

Mariusz Chrostowski diskutiert im Blick auf den Religionsunterricht die Frage des Mehrwerts sozialer Roboter, die schon jetzt z.B. in den MINT-Fächern Lernprozesse dynamisch begleiten können. Ausführlich wird in dieses für die Religionspädagogik neue Feld eingeführt, wobei die bisherigen religionsbezogenen Varianten noch recht limitiert sind. Hauptmerkmale und (zukünftige) Interaktionsoptionen für den Unterricht (z.B. die Gruppenarbeit) werden vorgestellt. Abschließend werden Kritik, aber auch mögliche Konsequenzen erörtert.

In altbewährter Manier hat Martin Schreiner schließlich Hinweise auf Neuerscheinungen zum Lernen, zu RU 4.0, digitalen Fragen, zum religionspädagogischen Schülerbild und vielem anderen mehr zusammengestellt.

Zu danken ist allen, die an der nicht unaufwändigen Redaktion dieses Hefts in Wien, Landau und Saarbrücken aktiv mitgewirkt und angesichts vieler neuer Herausforderungen bei der örtlichen Neustrukturierung zum Gelingen beigetragen haben: Dies sind: noch in Wien Marietta Behnoush, in Landau Constanze Degner und Daniela Zahneisen und in Saarbrücken Chiara Schaedel, Jörg Röder und Myriam Rumler. Ganz herzlichen Dank, dass ihr uns so aktiv, kompetent und eigenverantwortlich beim beginnenden Umzug unterstützt habt!

Eine ertragreiche und immer wieder spannende Lektüre wünschen

Karlo Meyer und Susanne Schwarz