Die ersten beiden Ausgaben der Zeitschrift Theo-Web sind geprägt von Hans-Ferdinand Angels Diskussion des Religiositätsbegriffs anlässlich eines thematisch entsprechenden Symposions in Regensburg (Angel, 2002b, 2002c). Bereits damals schlug er ein umfassenderes Verständnis von Religiosität vor, das neben einer soziokulturellen Komponente auch eine biologische und eine Komponente der Zustimmung umfasste (Angel, 2002c, S. 12). Aus diesen Anfängen ist mittlerweile ein komplexer, interdisziplinär ausgerichteter Creditionen-Ansatz geworden, den Angel jüngst in einer umfassenden Monographie in seiner Genese, seinen epistemologischen Prämissen und seiner konzeptuellen Struktur zusammengefasst hat (Angel, 2022). Die Auseinandersetzung mit diesem Ansatz, den die vorliegende Ausgabe von Theo-Web leistet, arbeitet damit nicht nur eine in der Religionspädagogik bislang kaum rezipierte Modellbildung auf, sondern vergewissert sich auch ihrer eigenen thematischen Wurzeln. Dieser Beitrag nimmt den Creditionen-Ansatz aus einer (religions-)psychologischen Perspektive in den Blick. Dazu wird dieser Ansatz zuerst rekapituliert, um sein Verständnis, auf dem die vorliegende Diskussion aufruht, transparent zu machen (1). Dann wird er in einschlägige religionspsychologische Ansätze eingebettet (2), mit funktionalen Äquivalenten aus der Psychologie verglichen (3) und im Horizont einer psychologischen Begründungslogik evaluiert (4). Ein Fazit beschließt diesen Beitrag (5).

1 Rekonstruktion des Creditionen-Ansatzes

Ausgangspunkt des Creditionen-Ansatzes ist eine doppelte Defizit-Analyse Angels, wenn es um die wissenschaftliche Diskussion von Religiosität geht (Angel & Seitz, 2016, S. 2–3). Auf der einen Seite wird Glaube vor allem als theologisches Konzept verhandelt, welches sich notwendig auf eine transzendente Wirklichkeit bezieht, auf der anderen Seite stellt ein so verstandener Glaube, sofern er außerhalb der Theologie diskutiert wird, etwas Anormales und Pathologisches dar. In der Folge sucht Angel nach einem Verständnis von Glaube, das ihn (i) als normales Alltagsphänomen begreifbar macht und (ii) auch für Phänomene des Für-Wahr-Haltens außerhalb des religiösen Feldes öffnet. Glaube ist für Angel demnach eine in evolutionären Prozessen entstandene Fähigkeit des Menschen, aus einem Pool konkurrierender Orientierungsressourcen subjektiv tragfähige Sinnmuster auszuwählen und ihnen eine subjektiv schlüssige Wahrhaftigkeit zuzuschreiben, sodass sie die eigene Wahrnehmung und das eigene Handeln prägen (Angel, 1998). Angel nennt diese psychologische Funktion des Menschen „Creditionen“, die er als dritte Größe neben die etablierten psychologischen Konzepte „Kognitionen“ und „Emotionen“ stellt (Angel, 2006b, S. 71–80). „Creditionen sind […] weder mit Kognitionen noch mit Emotionen identisch – sie haben ihnen gegenüber einen Mehrwert –, aber sie sind auch nicht ohne Verbindung zu ihnen denkbar. So können Creditionen stark kognitiv orientiert bzw. gefärbt sein […].“ (Angel, 2006b, S. 76)

Für die Ausformulierung dieses Creditionen-Ansatzes greift Angel vor allem auf zwei wissenschaftliche Diskurse zurück, nämlich die Neurowissenschaften und den psychologischen Diskurs des meaning making. Die körperlichen Grundlagen des Glaubens haben Angel schon länger beschäftigt (Angel, 2002a) und in den Neurowissenschaften erkennt er die wissenschaftliche Disziplin, die geistige Phänomene an physiologische Prozesse rückbindet (Angel, 2006a). „The basic assumption of our model is that the believing process is afforded by neuronal activity in the nervous system” (Seitz, Paloutzian & Angel, 2018, S. 1255). Zusammen mit Kollegen aus dieser Disziplin sucht er nicht nur nach dem physischen Ort im Gehirn, an dem Glaubensprozesse verarbeitet werden (Seitz & Angel, 2020; Sugiura, Seitz & Angel, 2015), sondern die neurowissenschaftliche Logik spielt auch für die Ausformulierung des Creditionen-Ansatzes eine entscheidende Rolle (Angel & Seitz, 2016; Seitz et al., 2018). Neben den Neurowissenschaften bietet ihm die Psychologie des meaning making einen Ansatzpunkt, die psychologischen Funktionen von Creditionen zu modellieren (Seitz et al., 2018, S. 1254–1255). Als dezidiert psychologischem Begriff, der sich nicht nur auf transzendente Bezüge konzentriert, ist die Frage der Lebensbewältigung und der Prozesse und Funktionen, die diese Bewältigung prägen, das säkulare Pendant zum theologischen Diskurs des Glaubens (Carver, Scheier & Weintraub, 1989; Park, 2010, 2013).

Die konzeptuelle Grundlage des Creditionen-Ansatzes sind die vielfältigen Glaubensprozesse, in denen Menschen alltägliche Wahrnehmungen verarbeiten und bewerten (Seitz et al., 2018). Auslöser dieses Prozesses ist eine irritierende Wahrnehmung, die mit vorliegenden, thematisch einschlägigen Sinnmustern abgeglichen, bewertet und zu einem Handlungsimpuls weiterverarbeitet wird. Dieser kognitive Prozess ist gemäß dem Creditionen-Ansatz konstitutiv mit emotionalen Zuschreibungen verbunden. „Thus, a perceptual representation becomes instantaniously associated with an emotion, which renders the presentation as relevant” (Seitz et al., 2018, S. 1256). In der mathematischen Logik der Neurowissenschaften lässt sich dieser Zusammenhang folgendermaßen ausdrücken (Seitz et al., 2018, S. 1257):

B = P x V,

wobei „B“ für den Glaubensprozess steht (belief), „P“ für die Wahrnehmung (perception) und „V“ für die emotionale Bewertung (valuation). Da solche Glaubensprozesse jedoch höchst individuell ablaufen, muss diese Beziehung im Rahmen des Bayesschen Wahrscheinlichkeitsbegriffs modelliert werden, der den Ausgang einer Abwägung an persönliche Überzeugungen rückbindet. In der obigen Formellogik wird also noch ein Korrektur-Term ergänzt, der die Passung zum jeweils individuellen Überzeugungs- oder Glaubenssystem berücksichtigt. Die neue Formel lautet dann (Seitz et al., 2018, S. 1259):

B = P x V + (α x δ) x Vδ[1]

In dieser Formel steht „δ“ für die Abweichung der neuen Wahrnehmung gegenüber dem bisher für wahr erachteten einschlägigen Wahrnehmungsmuster und „Vδ“ für die Bedeutung, die dieser Differenz zugeschrieben wird. Mit „α“ wird die Konsequenz dieser Abwägung erfasst. Dieser Wert α kann nur die Zahlen „0“ und „1“ annehmen. Der Wert „0“ steht für eine Assimilation der neuen Wahrnehmung, der Wert „1“ für eine Akkomodation des bisherigen Überzeugungssystems.

Um diese Zusammenhänge auszudrücken, entwickelten Angel und Kollegen eine eigene Begrifflichkeit (Angel, 2022, 13:2). Die irritierende Wahrnehmung, die einen Glaubensprozess auslöst, wird „clum“ genannt. Sie trifft auf eine sog. neuronale „bab-blob-Konstellation“ von Sachverhalten und Emotionen, die, sofern sie bewusst vorliegen, „bab“ heißen und im Fall einer unbewussten Präsenz „blob“. Babs und Blobs definieren somit die kleinste Einheit von Creditionen, wirken im Glaubensprozess in der Regel aber als komplexes Netz verschiedener Babs und Blobs (Sugiura et al., 2015, S. 14–16). Der Abgleich der neuen Wahrnehmung mit dem vorhandenen Netz an Babs und Blobs eröffnet dann einen Handlungsraum („space of action“), was in neuronaler Logik bedeutet, dass jeder Glaubensprozess in eine Handlungsdisposition mündet.

In konzeptueller Hinsicht innovativ ist dabei die innere Modellierung der Babs – und wohl auch Blobs –, denn ihnen schreibt Angel vier Aspekte bzw. Dimensionen zu (Angel, 2013, 2022, 13:7): „proposition“, „degree of certainty“, „color of emotion“ und „emotional loading“. “Proposition” steht für den Sachverhalt, auf den sich ein Bab bezieht. „Degree of certainty“ definiert das Maß an Überzeugung, mit dem dieser Sachverhalt für wahr und zutreffend erachtet wird. „Color of emotion“ steht für das Gefühl, das mit dem Sachverhalt assoziiert ist. Und „emotional loading“ bezeichnet die Stärke dieses Gefühls, die in der Regel auch als „sense of mightyness“ benannt wird. Im Zusammenspiel dieser vier Aspekte bzw. Dimensionen eines Babs wird der spezifische Charakter einer Credition deutlich, denn Glaube zeichnet sich für Angel durch einen emotional aufgeladenen Inhalt aus, dem eine mehr oder weniger starke Überzeugungskraft zugeschrieben wird. Um die Wirkweise dieser vier Aspekte zu veranschaulichen, sei auf ein Beispiel aus der Analyse von Austrittsprozessen aus den christlichen Kirchen verwiesen (Riegel, Jäckel & Faix,2022). Hier finden sich z.B. – vor allem ältere – Personen, die nach ihrem Kirchenaustritt mit der Angst ringen, ihr Heil verspielt zu haben. Demnach bestraft Gott am Ende der Tage alle Menschen, die nicht nach seinem Gesetz gelebt haben. In den Kategorien Angels zeigen diese Menschen das Bild Gottes als Richter (proposition), von dem sie überzeugt sind, dass es Gott richtig charakterisiert (degree of certainty). Es ist ein negativ geladenes Bild (color of emotion), das die individuelle Religiosität stark prägt (emotional loading bzw. sense of mightyness).

Der Glaubensprozess (oder Credition) erfüllt vier spezifische psychische Funktionen (Angel, 2013; Angel & Seitz, 2016, S. 5–6). Erstens trägt er dazu bei, die alltäglichen Erfahrungen mit dem individuellen Überzeugungs- bzw. Glaubenssystem in Beziehung zu setzen („enclosure function“). Er ist die Grundlage dafür, dass eine Weltanschauung überhaupt als Orientierungsmuster für den Alltag wirken kann. Letzteres ist aber, zweitens, nur möglich, wenn aus dem Abgleich zwischen neuer Wahrnehmung und vorliegenden Überzeugungen ein Handlungsimpuls hervorgeht („converter function“). In besagtem Abgleich werden Überzeugungen somit in situativ stimmige Handlungsoptionen transformiert. Wenn sich analoge Glaubensprozesse über die Zeit hinweg bewähren, d.h. die Abwägungen zu Handlungsimpulsen führen, die das Individuum als positiv erfährt, schleift sich, drittens, die einschlägige Bab-Blob-Konstellation als stabile Erinnerungsspur mit hoher Überzeugungskraft und konsistenten Handlungsoptionen ins neuronale Netz des Individuums ein. Glaubensprozesse haben damit eine stabilisierende Funktion („stabilizer function“). Schließlich und viertens verlaufen solche Prozesse inter- und intraindividuell unterschiedlich, d.h. die drei genannten Funktionen von Creditionen werden beeinflusst durch interindividuelle Unterschiede wie Geschlecht, körperliche Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale, sowie intraindividuelle Unterschiede wie Stimmungen und Stressoren („modulator function“). Analoge Glaubensprozesse bei zwei verschiedenen Individuen können somit sehr unterschiedlich verlaufen.

Jüngst unterschieden Angel und Kollegen noch zwischen drei unterschiedlichen Arten des Glaubens (Seitz & Angel, 2020, S. 2–3). „Empirical belief“ bezieht sich auf Sachverhalte des täglichen Lebens, die mehr oder weniger unmittelbar erfahren werden können. Der Charakter dieses Glaubenstyps kann mit „ich glaube, dass“ paraphrasiert werden. „Relational belief“ erfasst dagegen den Glauben, der sich nicht direkt auf Objekte bezieht, sondern auf die Beziehung der wahrnehmenden Person zu diesen Objekten, d.h. Erlebnissen. Es handelt sich hierbei somit um eine mittelbare Erfahrung des Objekts bzw. die Erfahrung der Bedeutung eines Objekts. Die Paraphrase dieses Glaubenstyps lautet: „ich glaube jemandem“. Schließlich steht ein „conceptual belief“ für einen Glauben, der sich auf sprachlich vermittelte Erfahrungen bezieht. Sein Charakter wird von Angel und Kollegen paraphrasiert mit: „ich glaube an“. Während „empirical“ und „relational belief“ in unterbewussten und spontanen Prozessen entstehen können, bleibt „conceptual belief“ an Sprache und damit Reflexion rückgebunden. Die Bedeutung dieser Unterscheidung für den Creditionen-Ansatz ist bislang nur ansatzweise diskutiert.

2 Der Creditionen-Ansatz im Horizont religionspsychologischer Ansätze

Angel beansprucht, mit dem Konzept der Creditionen einen psychologischen Zugang zum Phänomen des Glaubens zu verwirklichen, der nicht nur den Glauben an eine transzendente Wirklichkeit erfasst, sondern jegliche Form des Glaubens – unabhängig von theologischen Setzungen – modellieren kann. Die Psychologie ist damit eine zentrale Referenzfolie einer Auseinandersetzung mit diesem Ansatz. Im folgenden Abschnitt wird zuerst eine religionspsychologische Perspektive eingenommen.

Obwohl es seit über hundert Jahren psychologische Studien zur Religiosität und zum Glauben von Menschen gibt, kann bis heute nicht von einem klar profilierten Forschungsfeld der Religionspsychologie gesprochen werden (van Belzen, 2015). Zu pluriform sind die verwendeten Begriffe von Religion, die epistemologischen Zugänge zum Phänomen und die verwendeten Methoden. Gemeinsam ist den verschiedenen Ansätzen jedoch die Frage, als was die Religionspsychologie als Teil einer wissenschaftlichen Disziplin, deren zentrales Erkenntnisobjekt das Verhalten und die psychischen Prozesse von Menschen sind (Myers, 2014, S. 7–16), Religion und Glauben betrachten soll. Prinzipiell kann hier zwischen zwei Positionen unterschieden werden (Allolio-Näcke, 2021): derjenigen, die Religion und Glaube als einen Ausdruck menschlichen Lebens begreift, die mit herkömmlichen psychologischen Theorien und Konzepten zu fassen sei, und derjenigen, die Religion und Glaube als einen eigenständigen Analysebereich erachten, die spezifische Theorien und Konzepte entwickeln muss, um seinem Erkenntnisgegenstand gerecht zu werden.[2]

Lässt man die Tiefenpsychologie außer Acht, zu der sich im Creditionen-Ansatz keinerlei Anklänge finden lassen[3], dürfte der Mainstream religionspsychologischer Forschung der ersten Position entsprechen: „Insofern war und ist Religion in der Psychologie kein eigenständiger Forschungsgegenstand, sondern eine Domain menschlicher Erfahrung und menschlichen Ausdrucks unter vielen“ (Allolio-Näcke, 2021, S. 59). Exemplarisch für diese Auffassung kann in der deutschsprachigen Religionspsychologie Bernhard Grom genannt werden: „Religiöse Gefühle unterscheiden sich einzig in ihrer kognitiven Komponente, durch ihre Bewertungen, Überzeugungen und Inhalte, durch ihre Intentionalität von anderen Gefühlen und sind dadurch als religiös gekennzeichnet“ (Grom, 1992, S. 249). Rein sprachlich zeigt sich die Form der Religionspsychologie daran, dass ein herkömmliches psychologisches Konzept um das Attribut „religiös“ erweitert wird. Untersucht werden dann religiöse Überzeugungen („religious beliefs“) (z.B. Swan & Halberstadt, 2021), religiöse Lebensbewältigung („religious coping“) (z.B. Pargament, Koenig, Tarakeshwar & Hahn, 2004) oder religiöse Traumata („religious trauma“) (z.B. Hollier, Clifton & Smith-Merry, 2022). In der Regel bleibt dabei das, was unter „religiös“ verstanden wird, entweder inhaltlich offen oder stark an institutionalisierte Formen von Religiosität rückgebunden.

In diesem religionspsychologischen Zugang wird Glaube („belief“) in der Regel als Einstellung („attitude“) konzeptualisiert. Exemplarisch sei hier auf Michael Argyle verwiesen, der „religious beliefs“ in Anlehnung an das klassische Einstellungs-Konzept eine kognitive, eine affektive und eine konative Komponente zuschreibt und besagten Begriff entlang dieser Komponenten entwickelt (Argyle, 2000, S. 60–76). Die strukturelle Äquivalenz zu Angels Verständnis einer Credition als Gewebe kognitiver, emotionaler und handlungsdispositiver Aspekte ist offensichtlich. Es finden sich weitere Äquivalenzen. Argyle bestimmt religiösen Glauben als „assent to verbal statements, but this is only the tip of the iceberg; underneath are powerful emotions, attachments and a commitment to action; and these are all supported by social bonds with a believing community“ (Argyle, 2000, S. 60). Religiöser Glaube ist demnach eine Form von Einstellung, die sich nicht nur durch den Bezug auf besondere Sachverhalte auszeichnet, sondern auch durch eine besondere Gefühlsdichte, gefestigte Überzeugungen und gesteigerte Handlungsdispositionen. Dieses Verständnis impliziert die charakteristischen Aspekte von Angels „babs“, denn es findet sich ein kognitiver Sachverhalt (vgl. die „proposition“ bei den babs), eine ausgeprägte Emotion (vgl. „color of emotion“ und „emotional loading“ bei den babs) und eine besondere Form der Überzeugtheit (vgl. „degree of certainty“ bei den babs). Die von Argyle mitbedachte Handlungsdisposition kommt bei Angels Creditionen-Ansatz als Endprodukt der Glaubensprozesse zum Tragen (vgl. „space of action“). Schließlich grenzt Argyle einen religiösen Glauben explizit von anderen Formen des Glaubens ab: „We shall see that religious beliefs are quite unlike, for example, believing that there are tigers in China“ (Argyle, 2000, S. 60). Religiöser Glaube wird damit – ganz im Sinn dieses religionspsychologischen Zugangs – als eine besondere Form des allgemeinen Phänomens „believing“ qualifiziert. Auch diese Unterscheidung findet eine Entsprechung in Angels Creditionen- Ansatz, denn Argyles „religious beliefs“ entsprechen „conceptual beliefs“, während der Glaube an die Existenz von Tigern in China „empirical beliefs“ repräsentieren. Angesichts der vielen strukturellen und konzeptuellen Äquivalenzen kann festgehalten werden, dass eine Religionspsychologie, die Religion mit allgemein-psychologischen Konzepten erfasst, Glauben mit analogen Perspektiven analysieren kann, wie es der Creditionen-Ansatz anbietet. Ob die differenziertere Konzeptualisierung des emotionalen Aspekts in Angels „babs“ forschungspraktisch einen analytischen Mehrwert gegenüber besagter religions­psycho­logischer Forschung erbringt, kann gegenwärtig nicht seriös abgeschätzt werden. Was den „degree of certainty“ angeht, kann zumindest festgehalten werden, dass mit dem Zentralitäts-Modell Stephan Hubers ein funktionales Äquivalent zur Verfügung steht (Huber, 2003; Huber & Huber, 2012). Die im Creditionen-Ansatz modellierten Komponenten des Glaubens scheinen somit im Blick des besagten religionspsychologischen Diskurses zu sein. Eine objektive Grenze erreicht dieser Diskurs in der Theoriebildung, denn er kann aufgrund seines Zugangs zum Feld zwar psychologische Theorien über Religion formulieren, nicht aber religionspsychologische Theorien sui generis.

Letzteres ist der Anspruch der oben erwähnten zweiten Position religionspsychologischer Forschung, wobei Religion in der Regel als spezieller Fall einer umfassenderen Theorie erklärt wird. So fasst z.B. Aaron Smith den religiösen Glauben als eine besondere Ausprägung des generellen psychologischen Konstrukts „beliefs“ und erklärt diesen auf der Grundlage eines „extented model of religious cognition“ (Smith, 2014), greift also auf eine Kognitionstheorie zurück. Eine solche Position kann hier nur exemplarisch entfaltet werden, weil jeder Ansatz notwendigerweise durch die gewählte Theorie definiert ist. Aufgrund der Bezüge des Creditionen-Ansatzes zu Raymond Paloutzians Zugang zur Religionspsychologie (Angel, Oviedo Torró, Paloutzian, Runehov, Seitz & Paloutzian, 2017) wird hier auf dessen Ansatz zurückgegriffen. Zusammen mit Crystal Park (Park, 2013) steht Paloutzian für eine Spielart der Religionspsychologie, die Religion als Form von Sinnfindungsprozessen formuliert. „To create a theory of the psychological processes in religiousness that captures what it is about, we need to learn how meaning construction and assessment processes work“ (Paloutzian, 2017, S. 65). In der Folge definiert Paloutzian Glaube als sich bewährendes Produkt von Sinnfindungsprozessen. „A ‘belief’ is what exists in the human mind once meaning-making processes have produced something that is relatively stable, identifiable, and acceptable. Beliefs are meanings made“ (Paloutzian, 2017, S. 72). Sinnfindungsprozesse („meaning making“) wiederum finden immer dann statt, wenn eine irritierende Wahrnehmung zu verarbeiten ist (Park, 2010). Irritationen werden mit dem vorliegenden Sinnsystem („global meaning system“) verglichen und im Fall, dass keine Assimilation in dieses System möglich ist, als neue Aspekte ins vorliegende System integriert. Dabei wird das globale Sinnsystem eines Menschen durch dessen Überzeugungen („beliefs“), Einstellungen („attitudes“), Werte („values“), Ziele („goals“) und zentralen Lebenssinn (“overall purpose”) geprägt (Paloutzian, 2017, S. 68–71). Eine präzise Definition von „beliefs“ bietet Paloutzian nicht an, sieht sie jedoch in enger Beziehung zu den Einstellungen. „Beliefs and attitudes are intimately connected“ (Paloutzian, 2017, S. 70), wobei Paloutzian unter Einstellung die Evaluation eines Sachverhalts unter kognitiven, affektiven und konativen Aspekten versteht.

Auch in diesem Fall lassen sich vielfältige Analogien und funktionale Äquivalenzen zwischen den Ansätzen Paloutzians und Angels finden. Beide unterscheiden zwischen einer stabilen Größe und einem Prozess, in den diese Größe eingebunden ist. Bei Paloutzian ist das „global meaning system“ die stabile Größe und das „meaning making“ der Prozess, bei Angel sind die „Credition“ und der „Glaubensprozess“ die analogen Konstrukte. In beiden Fällen ist die stabile Größe differenziert beschrieben, wobei „beliefs“ bei Paloutzian ein Aspekt des Sinnsystems sind, während Angels Creditionen sich ausschließlich auf solche „beliefs“ fokussieren. Weiterhin beschreiben beide Theorien den Prozess in seinen einzelnen Prozessmomenten. Hier fällt auf, dass in beiden Fällen eine Irritation, d.h. eine Wahrnehmung, die nicht zum vorfindlichen Lebenssinn bzw. zu den gegebenen Creditionen einer Person passt, den Prozess auslöst. Auch dient in beiden Fällen die stabile Größe als Referenz der Evaluation und in beiden Ansätzen mündet diese Evaluation in einen Handlungsimpuls. Schließlich formulieren beide – Paloutzian und Angel – eine religionspsychologische Theorie, die das Feld der Religionspsychologie transzendiert. Sowohl Sinnfindung als auch Glaubensprozesse ereignen sich gemäß beiden Autoren auch in Bereichen, die gemeinhin keinen Bezug zur Religion aufweisen. Neben diesen Äquivalenzen finden sich aber auch charakteristische Unterschiede. Paloutzians Ansatz bei Sinnfindungsprozessen ist notwendig allgemeiner als Angels Ansatz beim Phänomen des Glaubens. Das führt dazu, dass Paloutzian „belief“ in starker Anlehnung an „attitude“ denkt. Auch bei Angel findet sich eine starke Analogie zwischen den „babs“ (und auch „blobs“) zur „attitude“, die er jedoch in seinen vier Aspekten eines „babs“ explizit ausarbeitet und damit ein differenziertes Konzept von „belief“ vorlegt. Ferner gründen beide Ansätze in unterschiedlichen Referenztheorien. „Meaning making“ speist sich wesentlich aus Paloutzians Forschung zu Coping und zu Spiritualität, während der Creditionen-Ansatz wesentlich im Gespräch mit den Neurowissenschaften entstand. So finden sich – nüchtern betrachtet – die konsistentesten Beschreibungen der Creditionen in Texten, an denen Neurowissenschaftler beteiligt waren. Schließlich spielt das Moment des Überzeugt-Seins, das nach Angel der konstitutive Aspekt einer Credition ist, in Paloutzians Modell keine explizite Rolle. Es liegt nahe, dass es als ein Aspekt von „belief“ und „attitude“ mitbedacht wird, ist aber nicht eigens ausgewiesen.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Angels Ansatz in der religionspsychologischen Tradition steht, die religionspsychologische Phänomene mit eigenständigen Theorien erklärt. In dieser Tradition vertritt er eine Position, die sich mit dem „Glauben“ auf ein zwar nicht auf das religiöse Feld eingeschränktes, für dieses Feld jedoch charakteristisches und zentrales Phänomen konzentriert. Wenn man so will, läge Angel damit näher am Kernbereich der Religionspsychologie als Paloutzian mit seiner Subsumption von Religion unter Sinnfindung. Angels Alleinstellungsmerkmal ist die differenzierte Konzeptualisierung von Glaube als „Credition“. Allerdings zeigen sich gerade hier frappante Analogien zu den Ansätzen, die Glaube als „religious attitude“ erfassen. Im Unterschied zu dieser betont Angel die Dimension der Glaubwürdigkeit („degree of certainty“) stärker, sonst ergeben sich eigentlich keine nennenswerten Unterschiede. Im Detail wird die religionspsychologische Einschätzung des Creditionen-Ansatzes wohl auf zwei Aspekten beruhen. Erstens der Rolle, die man in der Untersuchung von „beliefs“ besagter Glaubwürdigkeitsdimension zuschreibt. Einschlägige Forschungen finden sich bereits in den Anfangszeiten der Religionspsychologie (z.B. Thouless, 1935). Aktuell wird diese Dimension des Glaubens mittels äquivalenter Konzepte wie Zentralität (Huber & Huber, 2012) oder Zustimmung zu religiösen Einstellungen (Francis, 1989; Francis, Santosh, Robbins & Vij, 2008; Francis & Katz, 2007) erfasst, oder anhand spezifischer Ausprägungen von Religion wie Fundamentalismus (Carlucci, Geertz,  Picconi & Balsamo, , 2021; Hood, Hill & Williamson, 2005) oder „orthodox beliefs“ (Eisinga, Konig & Scheepers, 1995; Knabb, Pelletier & Grigorian-Routon, 2014). Zweitens der Bedeutung, die man einer physiologischen Rückbindung religionspsychologischer Konzepte rückschreibt. Angels Verdienst ist es zweifellos, einen theologisch zentralen Begriff für neurowissenschaftliche Forschung anschlussfähig aufbereitet zu haben. Diese Bemühung markiert den Ausgangspunkt seiner Überlegungen (Angel, 2002a, 2006a). Wie wichtig ein solcher physiologischer Bezug für religionspsychologische Forschung ist, hängt wesentlich von der jeweiligen Forschungsfrage ab.

3 Der Creditionen-Ansatzes im Horizont funktionaler Äquivalente aus der Psychologie

Nachdem der Creditionen-Ansatz mit anderen religionspsychologischen Ansätzen verglichen worden ist, diskutieren wir nun Ähnlichkeiten mit allgemeinpsychologischen Konzepten. Angel (2013) beschreibt den Begriff der Credition explizit in Analogie mit den psychologischen Kernbegriffen Emotion und Kognition. Credition wird als Glaubensprozess beschrieben, der mit emotionalen (z.B. Kategorie und Intensität der Emotion) und kognitiven Prozessen (z.B. Wahrnehmung, Einstellung, Gedächtnis und Handlungssteuerung) zusammenhängt. So bestehen „babs“, die kleinsten Einheiten von Creditionen, auch aus kognitiven Aspekten („propositions“), emotionalen Aspekten („color of emotion“ und „emotional loading“) und einer Einschätzung der Sicherheit oder Überzeugtheit („degree of certainty“). Es scheint, das herausstechende Merkmal von Creditionen, im Unterschied zu Emotionen und Kognitionen, ist diese Einschätzung der (Glaubens-)Sicherheit.

Bei näherer Betrachtung finden wir aber auch funktionale Äquivalente dieser Sicherheitseinschätzung in der kognitiven Psychologie, Sozialpsychologie und Motivationspsychologie. In der psychologischen Forschung zu Einstellungen (zu Menschen, Objekten etc.) wird auch die „Einstellungssicherheit“ („attitude certainty“) erforscht, definiert als „the subjective sense of confidence of conviction a person has about an attitude” (Tormala & Rucker, 2018). Damit ist die Einschätzung bezeichnet, wie sicher bzw. unsicher man ist bezüglich einer Einstellung zu einer Person oder einem Objekt. In der Einstellungsforschung wird daher nicht nur die Einstellung selbst erfasst, sondern auch unabhängig davon die Gewissheit dieser Einstellung. Hervorheben möchten wir an dieser Stelle, dass nicht nur die Einstellung, sondern auch die Einstellungssicherheit in dieser Forschung als kognitive Prozesse beschrieben werden. Rucker, Tormala, Petty & Briñol  (2014) postulieren beispielsweise, dass der Einschätzung von Sicherheit die kognitive Beurteilung vorhandener Informationen, ihrer Akkuratheit, Vollständigkeit, Relevanz, Legitimität und Wichtigkeit zugrunde liegt, aber auch der emotionale Prozess einer affektiven Validierung dieser Informationen. Mit Bezug auf die Creditionen stellt sich daher die Frage, ob die babs nicht komplett mit emotionalen und kognitiven Prozessen beschrieben werden können.

Funktionale Äquivalenzen zu motivationspsychologischen Handlungstheorien fallen ebenfalls auf. Die Tatsache, dass „Creditions as mental processes are conceptualized at the interface of perception and action“ (Angel, 2013), weist daraufhin, dass Creditionen „an der Schnittstelle zwischen Wahrnehmung und Handlung“ eine besondere Rolle spielen, also an einer bestimmten Stelle in einem Handlungsphasenmodell. Auch die drei ersten oben dargestellten Funktionen von Creditionen lassen sich als Abfolge von Phasen darstellen. In der Motivationspsychologie am bekanntesten ist das Rubikonmodell der Handlungsphasen (Achtziger & Gollwitzer, 2010). Das Setzen und Umsetzen von Zielen werden darin in vier aufeinanderfolgenden Phasen beschrieben. In den prädezisionalen Phasen werden die verschiedenen aktuellen Wünsche hinsichtlich ihrer Realisierbarkeit und Wünschbarkeit beurteilt. Am Ende der prädezisionalen Phase wird derjenige Wunsch gewählt, der die höchste Motivationsstärke besitzt. In der präaktionalen Phase wird der gewählte Wunsch in eine Intention transformiert. Die Intentionsbildung wird begleitet mit einem Gefühl der Entschiedenheit, diesen Wunsch zu realisieren, oder einem Gefühl der Selbstverpflichtung, das Ziel zu erreichen. Dies kann als funktionales Äquivalent der Sicherheit im Creditionen-Ansatz angesehen werden. Erst mit einer gewissen Sicherheit der Entscheidung wird mit der Planung der Intention begonnen. In der darauffolgenden aktionalen Phase wird die Intention in konkreten Handlungen realisiert. Schließlich wird in einer postaktionalen Phase das Ergebnis der Handlung bewertet und Schlussfolgerungen für die weitere Handlung getroffen.

Der Vergleich zwischen dem Creditionen-Ansatz und dem motivationspsychologischen Modell der Handlungsphasen fördert mindestens zwei Erkenntnisse zutage. Erstens sollten neben den Zusammenhängen zwischen Credition und kognitiven sowie emotionalen Prozessen auch Zusammenhänge zu motivationalen Prozessen beschrieben werden. Denn Sicherheit oder Überzeugtheit („degree of certainty“) ist für die Umsetzung von Zielen von enormer Bedeutung, weil sie den Handelnden in eine erhöhte motivationale Lage versetzen. Zweitens stellt sich aber wieder die Frage, welchen Mehrwert das Creditionen-Konzept besitzt, wenn ihre Aspekte bereits hinreichend in der Kognitions-, Emotions- und Motivationspsychologie untersucht worden sind, die eine Fülle an empirischen Studien stimuliert haben. Angels Verdienst ist, mit dem Creditionen-Ansatz den Glaubensprozess mit Verweis auf religiöse wie auch nicht-religiöse Inhalte zu beschreiben. Die vorhandenen Bezüge zu kognitiven, emotionalen und motivationalen Prozessen macht er explizit. Wenn diese Bezüge in einem nächsten Schritt noch dazu führen würden, das Konzept der Credition in den Kontext der relevanten Kognitions-, Emotions- und Motivationsmodellen einzubetten, würde es psychologischen Forschern noch einfacher gemacht werden, die Bedeutung von Creditionen besser zu verstehen und in ihrer Forschung einzusetzen.

4 Der Creditionen-Ansatz im Horizont einer psychologischen Begründungslogik

Die Begründungslogik der Psychologie leitet sich aus ihrer Schnittstelle zwischen Natur- und Geisteswissenschaft ab (Walach, 2020, S. 75–81), was für die meisten ihrer Teildisziplinen bedeutet, dass sie wesentlich auf einer Diagnostik beruhen, deren zentrale Mittel der Test und das Experiment sind (z.B. Kring, Johnson & Hautzinger, 2019, S. 47–145). Die Psychometrie definiert mit ihren Standards die zentralen Eckpunkte dieser Begründungslogik (Nunnally & Bernstein, 2010). Ohne hier ins Detail zu gehen, bedarf es im Horizont dieser psychologischen Begründungslogik objektiver, valider und reliabler Instrumente, die die einzelnen Aspekte des Creditionen-Ansatzes erfassen und in ihrem Zusammenspiel rekonstruieren.

Uns ist bisher nur eine psychometrische Operationalisierung bekannt, die die vier Aspekte von Creditionen (die Proposition, den Sicherheitsgrad, die emotionale Kategorie sowie die Intensität der Emotion) in einen Selbstbeurteilungsfragebogen umsetzt und während der Corona-Pandemie, die als belastendes Lebensereignis angesehen werden kann, in mehreren Studien eingesetzt wurde. Nina Dalkner und Kolleg:innen erfragen zu einem bestimmten Inhaltsbereich zunächst die Proposition, beispielsweise in Bezug zu COVID-19 (Dalkner, Fleischmann, Fellendorf, Wagner-Skacel,  Schönthaler, Bengesser, Häussl, Tietz, Tmava-Berisha, Lenger & Reininghaus, 2022): „Wenn ich an das Coronavirus (COVID-19) denke, glaube ich, dass ...“. Der angegebene Inhalt wird später von zwei unabhängigen Ratern als positiv, negativ oder indifferent eingeschätzt. Der Sicherheitsgrad wird von den Probanden auf einer Skala von 0 (nicht sicher) bis 100 (ziemlich sicher) eingeschätzt („Wie sicher sind Sie sich bei Ihrer Überzeugung?“). Die Emotionskategorie wird anhand eines grafisch präsentierten Gefühlsrads eingeschätzt („Benutzen Sie das Gefühlsrad, um die Emotion zu bestimmen, die am ehesten mit Ihrem Zustand in Verbindung steht, während Sie das glauben.“). Die Intensität der Emotion wird auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (sehr stark) eingeschätzt („Wie stark empfinden Sie die Emotion, während Sie glauben?“). Leider wurden unseres Wissens bisher keine teststatistischen Gütekriterien wie interne Konsistenz (Cronbach’s Alpha), Test-Retest-Reliabilität und Validität publiziert.

In bisher drei Studien wurden die vier Aspekte der Credition in verschiedenen Teilen der Bevölkerungen untersucht. Dalkner et al. (2022) verglichen Menschen mit einer affektiven Störung mit psychisch gesunden Menschen und konnten zeigen, dass Menschen mit einer affektiven Störung ähnlich viele positive und negative Überzeugungen zu COVID-19 und der Corona-Impfung hatten wie psychisch gesunde Menschen, aber weniger sicher in ihrer Überzeugung waren. Sie gaben weniger positive und mehr negative Emotionen an, wobei sich die emotionale Intensität nicht unterschied. Tietz, Wagner-Skacel, Angel, Ratzenhofer, Fellendorf, Fleischmann, Körner, Reininghaus, Seitz & Dalkner (2022) verglichen Menschen mit einer bipolaren Störung mit psychisch gesunden Menschen und konnten zeigen, dass Menschen mit einer bipolaren Störung weniger positive und mehr negative Propositionen in Bezug zur Corona-Pandemie hatten, und dabei weniger sicher in ihrer Überzeugung waren. Sie gaben weniger positive und mehr negative Emotionen an, wobei sich die emotionale Intensität nicht unterschied. Fleischmann, Fellendorf, Schönthaler, Lenger, Hiendl, Bonkat, Wagner-Skacel, Bengesser, Angel, Seitz, Reininghaus & Dalkner (2022) verglichen Arbeitnehmer in einem Gesundheitsberuf, die sich gegen das Corona-Virus haben impfen lassen, mit solchen, die sich nicht haben impfen lassen. Die Unterschiede waren in Bezug auf die Überzeugung zur Impfung besonders deutlich unterschieden. Die Geimpften gaben mehr positive und weniger negative Überzeugungen zur Impfung an, waren sich aber weniger sicher in ihrer Überzeugung als die Nicht-Geimpften. Die Geimpften hatten auch deutlich mehr positive und weniger negative Emotionen in Bezug auf diese Überzeugung, wobei die emotionale Intensität geringer war. Diese Befunde machen deutlich, dass sich die vier Aspekte der Credition in Bezug auf säkulare Überzeugungen messen lassen und diese Skalen zwischen gesellschaftlichen Gruppen sinnvoll differenzieren können.

In zwei Studien wurden die vier Aspekte der Credition mit Psychopathologie (v.a. Depression und Angst) korreliert (Tietz et al., 2022; Wagner-Skacel, Tietz, Fleischmann, Fellendorf, Bengesser, Lenger, Reininghaus, Mairinger, Körner, Pieh, Seitz, Hick, Angel & Dalkner, 2022). Der Bezug war wieder die Corona-Pandemie, es wurden Überzeugungen zur Pandemie, zur aktuellen persönlichen Situation, zum Körper und zur Gesundheit erfragt. Die Ergebnisse der beiden Studien sind sehr ähnlich und sind besonders deutlich für Depression: Positive Überzeugungen und Emotionen korrelieren erwartungsgemäß negativ mit Psychopathologie, negative Überzeugungen und Emotionen positiv. Die Sicherheit der Überzeugung korreliert leicht negativ (nicht signifikant) mit Psychopathologie, die emotionale Intensität dagegen nicht. Es handelt sich um Querschnittstudien, daher können keine Kausalitäten abgeleitet werden. Der Zusammenhang macht aber deutlich, dass je depressiver bzw. psychisch belastet jemand ist, desto mehr negative und weniger positive Überzeugungen hat er zur Corona-Pandemie, begleitet von einer stimmungskongruenten emotionalen Färbung (Fleischmann et al., 2022). Dass psychisch belastete bzw. depressive Menschen eher zu einer geringeren Sicherheit in ihren Überzeugungen neigen, könnte das instabilere Selbstwertgefühl reflektieren.

Diese Forschungsbefunde zu Überzeugungen bei Menschen mit einer Depression sind auf dem Hintergrund des kognitiven Modells der Depression von Beck (1987) erwartbar. Nach diesem Modell tragen dysfunktionale (negative) Überzeugungen zur eigenen Person, zur Welt und zur eigenen Zukunft zu einer depressiven Entwicklung bei. Und ist jemand einmal depressiv, nimmt er sich und die Lebenswelt tendenziell negativ wahr, womit die Überzeugungen bestätigt werden.

5 Fazit

Das Ziel dieses Beitrags ist es, Angels Ansatz der „Creditionen“ im Horizont einer (religions-)psychologischen Perspektive zu diskutieren. Salopp zugespitzt geht er der Frage nach, ob in diesem Ansatz alter Wein in neue Schläuche gefüllt wird, oder ob mit der Einführung des Konzepts „Credition“ auch eine neue Perspektive in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt wird. Aus einer skeptischen Grundhaltung heraus ließe sich wohl tatsächlich argumentieren, dass die wesentlichen Facetten des Creditionen-Ansatzes mit bereits vorliegenden psychologischen Konzepten abgebildet werden können. Insbesondere das Konzept der Einstellung („attitude“) weist eine große Nähe zur „Credition“ auf, zumal insbesondere der Aspekt der Überzeugtheit bzw. der Sicherheit am Beginn der Einstellungsforschung explizit diskutiert wurde. Darüber hinaus liegen zum Konzept der Einstellung viele psychometrisch bewährte Instrumente vor, was im Hinblick auf das Konzept „Credition“ noch aussteht. Schließlich kann sehr vieles – wenn nicht sogar alles –, was im Creditionen-Ansatz als Glaubensprozess modelliert wird, auch mit Crystal Parks Meaning Making Model analysiert werden.

Allerdings schreibt eine solche skeptische Grundhaltung den innovativen Potentialen des Angelschen Ansatzes eine eher geringe Bedeutung zu. So spielte die Diskussion um die Überzeugtheit von Einstellungen zwar zu deren Beginn eine zentrale Rolle, wird gegenwärtig aber eher randständig diskutiert. Exemplarisch hierfür kann die nahezu synonyme Verwendung der Begriffe „belief“ und „attitude“ in psychologischen Arbeiten angeführt werden (z.B. Fishbein & Ajzen, 1975; Kraus, 1995). In der Regel wird die Sicherheit einer Einstellung über die Stärke ihrer Ausprägung modelliert. Mit der besonderen Betonung des „degree of certainty“ könnte der Creditionen-Ansatz psychologische Einstellungs-Forschung an ihre Ursprünge erinnern und die Sicherheit einer Überzeugung wieder stärker als eigenständige Dimension von Einstellungen in den Blick nehmen.

Wichtiger erscheinen uns aber zwei andere Aspekte, die der Creditionen-Ansatz ins psychologische Portfolio einspielt. Erstens ist es der Versuch, den stark theologisch konnotierten Begriff Glaube auf eine Art und Weise zu fassen, die auch psychologisch anschlussfähig ist. Dabei geht es weniger um die Frage, inwiefern Angels „Credition“ äquivalent zum psychologischen Konzept der „Einstellung“ ist, als um die Bedeutung des Versuchs, einen theologischen Terminus psychologisch anschlussfähig auszuformulieren. Auf der Grundlage einer optimistischen Grundhaltung könnte man formulieren, Angels „Credition“ ist eine Verwirklichung der Einsicht Jürgen Habermas‘, dass religiöse Überlegungen in einem säkularen Umfeld dann einsichtig gemacht werden können, wenn sie in die Verständnisstrukturen dieses Umfelds übersetzt werden (Habermas, 2001). Aus einer solchen Übersetzungsleistung könnten zum Beispiel neue Forschungsperspektiven erwachsen (Plante, Schwartz, Exline, Park, Paloutzian, Seitz & Angel, 2023). So wäre es für die zukünftige Forschung weiterführend, Hypothesen zu Glaubensprozessen bei psychisch gesunden Menschen zu untersuchen und längsschnittliche Vorhersagen zu machen. Wie verändert sich die Sicherheit der eigenen Überzeugung während der Beschäftigung mit dem Thema? Im Kontext religiöser Überzeugungen könnte das Creditionen-Konzept auf Prozesse der Konversion und Dekonversion bezogenen werden. Wie verändern Zweifel am bisherigen Glaubenssystem sowie erschütternde Erfahrungen (z.B. Gewalterfahrungen, religiöser Missbrauch) die vier Aspekte von Creditionen? Was unterscheidet Menschen, deren Creditionen durch Zweifel erschüttert wurde und ihren religiösen Glauben verlieren, von solchen, die nach einer solchen Erschütterung einen noch tieferen Glauben entwickeln? Wohlgemerkt, alle diese Fragen lassen sich auch unter den Bedingungen herkömmlicher religionspsychologischer Forschung untersuchen. Mit dem Konzept der „Credition“ steht hierfür jedoch ein spezifischer konzeptueller Rahmen zur Verfügung, der eine Rückbindung der Befunde an theologische Diskussionen erlaubt.

Zweitens öffnet Hans-Ferdinand Angel mit seinem Creditionen-Ansatz die Tür zwischen Theologie und Neurowissenschaften. Durch die neurobiologische Reformulierung anhand von Konzepten wie „clum“ oder „bab“ gewinnt der Begriff der „Credition“ an inhaltlicher Schärfe, was wiederum dazu beiträgt, dass sich Glaube neurobiologisch verorten lässt. Die Bedeutung, die man dieser Innovation zuschreibt, dürfte stark vom eigenen epistemischen Grundverständnis abhängen. Noch scheint sich die neurobiologische Auseinandersetzung mit „Creditionen“ auf bildgebende Verfahren zu beschränken, die den physiologischen Ort des Glaubens im Hirn rekonstruieren (Cristofori, Cohen-Zimerman, Bulbulia, Gordon, Krueger & Grafman, 2022). Inwiefern eine derartige physiologische Verortung psychologischer Phänomene einen Mehrwert an Erkenntnis erbringt, dürfte erst seriös zu ermessen sein, wenn man Varianzen in diesen Verortungen systematisch an Varianzen im Verhalten rückbinden kann. Erste Überlegungen, wie sich Creditionen auf Verhalten auswirken, wurden auf jeden Fall jüngst publiziert (Seitz, Angel, Paloutzian & Taves, 2022) und auch experimentell untersucht (Bergner, Rybnicek & Koschutnig, 2022; Pott & Schilbach, 2022). Hier scheint ein weites Feld experimenteller Forschung eröffnet worden zu sein.

Insofern neurobiologische Experimente für das Gros der Leser:innenschaft von Theo-Web keine realistische Forschungsoption darstellen dürfte, sollte sich die Zukunft des Creditionen-Ansatzes – unter den Prämissen psychologisch satisfaktionsfähiger Forschung[4]– wesentlich daran entscheiden, ob es gelingt, psychometrisch hinreichende Instrumente zur Messung von Creditionen zu entwickeln. Solche Instrumente ließen sich leicht in empirische Studien, wie sie in der Religionspädagogik mittlerweile etabliert sind, integrieren und entsprechende Einsichten in die Theorie religiöser Bildung einspeisen. Wenn dies gelingt, trüge Angels Creditionen-Ansatz wesentlich zur Evidenzbasierung eines zentralen religionspädagogischen Konzepts bei.

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Ulrich Riegel

Universität Siegen

Philosophische Fakultät/Seminar für Katholische Theologie

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Simon Forstmeier

Universität Siegen

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  1. Man beachte, dass die Klammer mathematisch nicht notwendig ist.

  2. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass 1969 James Dittes eine differenziertere Unterscheidung vorgelegt hat, die vier Abstufungen beinhaltet: (1) Religion als normale Form psychologischer Variablen und Zusammenhänge – (2) Religion als normale Form psychologischer Variablen bei besonders intensiv ausgeprägten Zusammenhängen – (3) Religion als eigenständige Zusammenhänge unter normalen Formen psychologischer Variablen – (4) Religion als eigenständige Form psychologischer Variablen und Zusammenhänge (Dittes, 1969)

  3. Eine inhaltlich weiterführende Referenz auf z.B. Sigmund Freuds Psychodynamik findet sich nur, wenn die Bedeutung von „blobs“ herausgearbeitet wird (Angel, 2022, S. 686). Sie bleibt aber weitgehend assoziativ und wird nicht weiter vertieft.

  4. Dass der Creditionen-Ansatz auch eine hermeneutisch ausgerichtete Religionspädagogik stimulieren kann, steht außer Frage. Dass diese Option hier lediglich als Fußnote zur Kenntnis gegeben wird, ist allein der Perspektive dieses Beitrags geschuldet, der besagten Ansatz aus (religions-)psychologischer Perspektive in den Blick nimmt.