Seit der Jahrtausendwende, insbesondere seit den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York, beobachten wir eine weltweite Politisierung der Religion. So sehr es zu begrüßen ist, dass die gesellschaftliche, öffentliche Relevanz von Religion wieder an Bedeutung gewonnen hat, ist es zu bedauern, dass ihre negativen, konfliktverschärfenden Seiten meist mehr Schlagzeilen machen als ihre positive, Frieden und Zusammenhalt fördernde Rolle, wie sie dieses Jahr im August konzentriert bei der Weltversammlung der NGO „Religions for Peace“ (RfP) in Lindau am Bodensee zur Sprache kam.
Auch in Deutschland ist die gesellschaftspolitische Relevanz von Religion in den letzten Jahren häufig auf problematische Weise in Erscheinung getreten, angefangen von der allgegenwärtigen, durch die Zuwanderung von Geflüchteten gesteigerten Angst vor islamistischem Terror bis hin zum Kruzifix-Erlass des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und dem Versuch von rechtskonservativen Kreisen, das „christliche Abendland“ zu verteidigen.
Solche Entwicklungen fordern sowohl die Theologie als auch die Religionspädagogik, die Kirchen ebenso wie die Schulen heraus. Die Jahrestagung der Gesellschaft für wissenschaftliche Religionspädagogik (GwR e.V.) vom 6. bis 8. September 2018 in Frankfurt hat sich dieser Herausforderungen mit dem Tagungsthema „Politische Dimensionen religiöser Bildung“ angenommen. Ihre Dokumentation steht in dieser Theo-Web-Ausgabe im Mittelpunkt. Das Themenfeld wird interdisziplinär und multiperspektivisch von ausgesprochenen Expert*innen in diesem Bereich erschlossen und bedacht. Unser Dank gilt auch Moritz Emmelmann, David Käbisch, Karlo Meyer & Mirjam Zimmermann als HerausgeberInnen dieses Themenheftes.
In unserer Sektion „Forschung und Diskurs“ finden sich diesmal fünf Beiträge, die den double-blind peer-review-Prozess erfolgreich durchlaufen haben. Sie sind thematisch breit gefächert und beschäftigen sich mit Pilgerdidaktik, mit Schulanfangsgottesdiensten, den religiösen Orientierungen von christlichen und muslimischen Jugendlichen, dem Potenzial des Bibliologs für eine kindertheologische Bibeldidaktik und schließlich, in deutlicher Nähe zum ersten Thementeil, mit Hintergründen des Beutelsbacher Konsenses und seiner Bedeutung für die Religionsdidaktik.
Wieder sind wir dankbar, dass Martin Schreiner uns mit seinem umfangreichen Literaturüberblick hilft, den Überblick über die Fülle von religionspädagogisch interessanten Neuerscheinungen zu behalten.
Wie gewohnt finden Sie am Schluss des Heftes Hinweise auf Tagungen und andere wissenschaftliche Veranstaltungen.
Ein herzlicher Dank gilt den Wiener MitarbeiterInnen Karin Sima, Marietta Behnoush, Julia Spichal, Sarah Wolf, Maximilian Saudino sowie Christa Tribula vom Nürnberger Lehrstuhl für die großartige Unterstützung in redaktioneller und technischer Hinsicht.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre der, wie wir meinen, vielfältig interessanten Ausgabe.