Zwei Perspektivenerweiterungen haben in den vergangenen Jahren die Bildungswissenschaften, und damit auch die Religionspädagogik, entscheidend geprägt: Die zunehmende Beachtung der raumbezogenen, synchronen Interrelationen und Vernetzungen zwischen unterschiedlichen Lern- und Bildungsorten (inklusive diverser informeller Lernweisen) einerseits, und das verstärkte Bemühen um die Erforschung der zeitbezogenen, diachronen Zusammenhänge und Charakteristika biografisch-lebenslangen Lernens andererseits. Letztere Perspektive stand im Zentrum der Jahrestagung der Gesellschaft für wissenschaftliche Religionspädagogik (GwR) am 14.-16. September 2018 in Bamberg, die diesmal in Kooperation mit dem Arbeitskreis Gemeindepädagogik (AK GP) stattfand. Unter dem Titel „Religiöse Bildung – ein Leben lang! Religionspädagogik in biografischer Perspektive“ gab es einen regen Austausch, den wir im ersten Teil dieser Ausgabe von Theo-Web dokumentieren und für den es eine eigene Hinführung gibt.
In unserer Sektion „Forschung und Diskurs“ finden sich sechs Beiträge, die den
double-blind peer-review-Prozess erfolgreich durchlaufen haben. Andrea Dietzsch fragt am Beispiel der Gerechtigkeitsfrage danach, wie politisch der Religionsunterricht sein darf oder muss. Um interreligiöses Lernen im islamischen Religionsunterricht geht es in dem Beitrag von Julia Dröber, die darin insbesondere die baden-württembergischen Bildungspläne analysiert. Mit der religionsdidaktischen Grundspannung zwischen theologischen Inhalten und Lebenswelt der Schüler*innen beschäftigt sich Claudia Gärtner. Sie bietet dazu ein Strukturmodell an, das helfen soll, diese Spannung differenzierter wahrnehmbar und bearbeitbar zu machen. Martin Kenner stellt in seinem Beitrag eine empirische Studie zum Verhältnis von religiöser Bindung und moralischer Urteilsfähigkeit vor. Theresa Kohlmeyer und Oliver Reis werfen einen kritischen Blick auf das Verhältnis von Liturgie und Bildung im Kontext (katholisch-)kirchlicher Strategien. Schließlich bietet Margit Stein eine erhellende Detailanalyse von Daten des Religionsmonitors zu Zusammenhängen zwischen den religiösen Wertorientierungen sowie Erziehungsstilen der befragten Jugendlichen und ihrer Eltern.
Alles andere als selbstverständlich ist, dass Martin Schreiner auch diesmal in bewährter Weise die Arbeit auf sich genommen hat, uns einen umfangreichen Überblick über Veröffentlichungen aus der Religionspädagogik und relevanten Bezugsdisziplinen zusammenzustellen.
Wie immer finden Sie am Schluss des Heftes Hinweise auf Tagungen und andere wissenschaftliche Veranstaltungen.
Ein herzlicher Dank gilt sämtlichen Gastherausgebern und -herausgeberinnen, den Wiener Mitarbeiterinnen Marietta Behnoush, Nadine Mund, Karin Sima, Julia Spichal und Sarah Wolf sowie Christa Tribula vom Nürnberger Lehrstuhl für die großartige Unterstützung in redaktioneller und technischer Hinsicht.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre der, wie wir meinen, vielfältig interessanten Ausgabe.