1 Einleitung: Aktualität der Befassung mit Werte- und Kulturorientierungen unterschiedlicher religiös geprägter Weltregionen

Der Beitrag stellt sich der Herausforderung, zu erfassen, ob sich unterschiedliche Werte- und Kulturräume, etwa im Sinne eines gemeinsamen abendländisch-christlichen Wertekulturraumes, empirisch abbilden lassen. Dies geschieht in diesem Beitrag auf Basis der Daten des in dreizehn Ländern durchgeführten Religionsmonitors 2013 der Bertelsmann Stiftung (Pollak & Müller, 2013; Pickel, 2012). Die Befassung mit der Frage nach kulturell geteilten oder divergierenden Werten zwischen unterschiedlich religiös geprägten Regionen gewinnt aktuell insbesondere auch gesellschaftspolitisch hohe Brisanz durch weltweit stattfindende Globalisierungsprozesse. Nicht erst seit dem sprunghaften Anstieg der Fluchtmigration wird die Frage nach gemeinsam geteilten sowie divergierenden Werteorientierungen unterschiedlicher religiös geprägter Weltregionen zunehmend gestellt. Definitorisch gefasst sind individuelle Wertorientierungen “our ‚mental programming‘ of beliefs, feelings, goals, and behavioral standards” (Schwartz, 1997, S. 69). Werte stehen nicht isoliert nebeneinander, sondern sind gemäß ihrer relativen Bedeutsamkeit für den einzelnen miteinander verbunden und determinieren entsprechend ihrer Wichtigkeit Handlungen und Einstellungen (Ebd., 1992). Individuelle Werteorientierungen sind über das Leben hinweg von hoher Stabilität. Entsprechend den individuellen Werteorientierungen definiert Schwartz Kultur im Sinne kultureller Werteorientierungen „as the rich complex of meanings, beliefs, practices, symbols, norms and values prevalent among people in a society“ (2006, S. 138). Kulturelle Werte seien gemäß Schwartz (2014, S. 6) durch drei Aspekte charakterisiert: „Societal culture is al latent, hypothetical construct, […] societal culture is external to the individual […and] societal culture underlies and is expressed in the functioning of societal institutions, in their organization, practices, and policies.” Die kulturellen Werteorientierungen nehmen direkt und indirekt Einfluss auf die makrosoziologischen Strukturen einer Gesellschaft, etwa das Bildungssystem, soziale Stützsysteme, Gesetze oder die geteilte Historie. Umgekehrt werden sowohl individuelle als auch kulturelle Werte von sozioökonomischen Bedingungen, der Bildungssituation und politischen Gegebenheiten beeinflusst (Schwartz, 1999; 2006). Auch kulturelle Orientierungen sind stabil und nur einem langsamen Wertewandel unterworfen (Inglehart, 1998; Schwartz u.a., 2000). Über unterschiedlich religiös geprägte Weltregionen hinweg sind gemäß internationaler Studien (Schwartz, 1992; 1994a; Welzel u.a., 2003) insbesondere die sozialen Werte wie Mildtätigkeit von höchster Priorität. Basierend auf diese repräsentativen Studien schlussfolgern Schwartz und Sagiv (1995, S. 92): „values show high cross-cultural consistency of meaning“. Dennoch bestehen relative Unterschiede in der Werteorientierung unterschiedlicher Regionen (Schwartz & Bardi, 2001; Fischer & Schwartz, 2011). Schwartz befasste sich mit der Frage, ob Werteunterschiede in erster Linie individuell oder kulturell bedingt seien und demonstrierte anhand von Material aus 81 Ländern, „that value ratings vary much more between individuals than between countries [as] the within-country variance in values was substantially greater than the between-country variance” (Schwartz, 2014, S. 5), etwa zwischen den Geschlechtern oder zwischen unterschiedlichen Altersgruppen. Dennoch werden gemäß den Theorien von Inglehart und Schwartz – sowie weiterer Überlegungen von Huntington in seiner These vom „clash of civilizations“ und in den Theorien Hofstedes (2001) in theoretischer Hinsicht Wertedifferenzen zwischen Angehörigen unterschiedlich religiös geprägte Weltregionen postuliert, welche sich auch trotz großer Werteübereinstimmungen empirisch in Studien manifestieren lassen (Fischer u.a., 2010): „Both theoretical arguments and empirical analyses suggest that there are culturally distinct world regions” (Schwartz, 2006, S. 154).

2 Werte- und Kulturräume in internationaler Hinsicht

2.1 Die Werte- und Kulturtheorien nach Inglehart und Schwartz

Sowohl Inglehart als auch Schwartz unternehmen den Versuch einer theoretischen Zusammenführung und empirischen Beschreibung von individuellen und kulturellen Werteorientierungen. Mit den deutlichsten Zusammenhang stellt Inglehart (1977; 1990; 1998) her. Er geht von dichotomen Wertkategorien aus, die sich zum einen zwischen den Polen der sogenannten modern-materialistischen Anpassungswerte (Wohlstand, Fleiß, Familiensinn oder Aufgabenerfüllung) und der postmodern-postmaterialistischen Selbstaktualisierungswerte (Selbstentfaltung, Verantwortungsübernahme oder Kreativität) bewegen. Auf einer zweiten dichotomen Wertekategorie bewegen sich die Orientierungen zwischen den Polen der traditionalen Werte (Gehorsam, Religion oder Wichtigkeit kollektiver ethnischer und familialer Strukturen) und der säkular-rationalen Werte (Individuelle Eigenständigkeit oder Losgelöstheit von kollektiven und weltanschaulich-religiösen Vorgaben). Menschliche Entwicklung im Sinne kultureller Entwicklung vollziehe sich nach Inglehart (1998) hin zu einer größeren Wahlfreiheit anhand einer zunehmenden Aufgabe von Anpassungswerten, welche Menschen an Ideologien oder Gemeinschaften binden und Abweichungen sanktionieren, hin zu einer individuelleren Selbstentfaltung eigener Potentiale ohne Beschränkungen (Welzel, 2006; Welzel u.a., 2003). Diese Wahlfreiheit wird perpetuiert durch sich verbessernde soziale ökonomische und bildungsintensive Strukturen (Inglehart, 1977; 1990; 1998). Abb. 1: Richtung der menschlichen Entwicklung von der Beschränkung zur Wahlfreiheit in der Theofie Ingleharts (nach Welzel, 2006) Während Inglehart einzelne Werteorientierungen bipolar als Kontinuum fasst, die mit anderen Werten häufig nicht zusammenhängen, sondern als orthogonal unabhängige Dimensionen zu fassen sind, geht Schwartz von einem Zusammenhang zwischen allen Werteorientierungen des Individuums aus. Er greift die Annahmen Ingleharts auf, schafft jedoch eine Wertetheorie, welche die Zusammenhänge zwischen den individuellen als auch kulturellen Werten illustriert, indem diese auf einem Kontinuum dargestellt werden (Schwartz, 2011). Nebeneinanderliegende Werte sind stärker miteinander korreliert als Werte, die weiter voneinander entfernt liegen.   Abb. 2: Die zehn individuellen Wertetypen und darauf bezogenen Wertetypen höherer Ordnung (fett) und die darauf bezogenen sieben kulturellen Wertetypen (kursiv) nach Schwartz (1996, p. 5 und 2006, p. 142; Übersetzung Autor) Schwartz geht davon aus, dass hinter den Werten drei universelle sowohl individuelle als auch kulturelle Ziele stehen, nämlich das Prinzip des biologischen Überlebens des Individuums, das Prinzip des Überlebens der Gruppe und das Prinzip der koordinierten sozialen Interaktion. Die kulturellen Werteorientierungen sind bei Schwartz anhand von drei dichotomen Kategorien beschreibbar, welche sich im obigen Circumplexmodell abbilden und welche auch Konkordanzen zu den Wertedimensionen nach Inglehart aufweisen (Beckers et al., 2012; Datler et al., 2012). Schwartz unterscheidet drei Kontinua der kulturellen Orientierung, die jeweils in Verbindung zu Ingleharts Dimensionen stehen, wie sie sich im European Social Survey zeigen (Schwartz, 2006, 140/141): Individuelle Autonomie, unterteilt in intellektuelle und emotionale Autonomie versus die Eingebundenheit in größere Kollektive wie Familie oder Gemeinschaft. Die Autonomiedimension ist in hohem Maße mit der säkularen Dimension Ingleharts korreliert (r = .60) sowie noch höher mit der Selbstverwirklichungsdimension (r = .64; Schwartz, 2006, p. 150 und p. 152). Egalitarismus in Bezug auf soziale Gerechtigkeit und Verantwortungsübernahme in Abgrenzung zur Hierarchie, die Personen eher gemäß ihrer Rolle definiert. Auch hier besteht ein statistisch relevanter Zusammenhang mit der säkularen Dimension Ingleharts (r = .22) und ein hoher Zusammenhang mit der Selbstverwirklichungsdimension (r = .59; Schwartz, 2006, p. 151). Harmonie, die Bereiche wie Umweltschutz und Friedensbemühungen betont, in Abgrenzung zum Schaffen, welches basierend auf Werte wie Leistungsstreben und Macht nach einer Unterwerfung der natürlichen und sozialen Gegebenheiten strebt. Hier sind Bezüge zur säkularen Dimension nach Inglehart gegeben (r = .36; Schwartz, 2006, p. 151).

2.2 Werte- und Kulturräume in empirischer Hinsicht nach Inglehart und Schwartz

Schwartz und Inglehart belegen anhand von weltweit repräsentativen Studien, etwa dem World Values Survey oder dem European Social Survey, die Gültigkeit der theoretisch postulierten Wertestrukturen auch in überkultureller Hinsicht in unterschiedlich religiös geprägten Weltregionen (vgl. Schwartz, 1992; 1994a; Schwartz & Sagiv, 1995; Welzel u.a., 2003). Insgesamt erwiesen sich im Erwachsenenalter Mildtätigkeit, Universalismus und Selbstbestimmung aus den Bereichen der Harmonie, Egalität und Autonomie jeweils als die drei bedeutsamsten Werte, unabhängig von der kulturellen Prägung (Schwartz & Sagiv, 1995; Schwartz & Bardi, 2001). Diese Studien gehen davon aus, dass sich zwar die Wichtigkeit der Werte absolut gesehen zwischen unterschiedlichen nationalen und ethnischen Gruppen unterscheidet, nicht jedoch die Relation zwischen den Wichtigkeitseinschätzungen der Werte untereinander. Entgegen gängiger gesellschaftlicher Annahmen, dass etwa eine gemeinsame Geistesgeschichte oder gemeinsame religiöse Wurzeln auch gemeinsame Werte bedingen, zeigen Studien auf Basis des World Values Surveys, dass es neben gemeinsamen kulturellen und religiösen Wurzeln weitere kontextuelle Faktoren sind, die die Werte- und Kulturräume unterschiedlicher Länder prägen. So beeinflussen häufig ähnliche finanzielle und soziale Ausstattungen der Länder die Werthaltungen der Bewohner/innen (Rosta, o.J.; Stein, 2015). Zudem ist zu berücksichtigen, dass es infolge von Globalisierungstendenzen weltweit keine einheitlichen kulturellen Räume mehr gibt, sondern sich in allen Ländern Subkulturen von Menschen unterschiedlicher Migrationshintergründe und religiöser Selbstverortungen bilden. Sowohl der Migrationshintergrund beziehungsweise die ethnische Zugehörigkeit ist hoch mit bestimmten Werteorientierungen verknüpft (Stein, 2017) als auch die religiöse Zugehörigkeit und die Religiosität (Ebd., 2016a; 2016b). Schwartz beschreibt basierend auf Studien an Lehrkräften und Schüler/innen von 1988–2000 und Berechnungen auf Basis des European Social Survey 2002–2003 (Schwartz & Ros, 1995; Fischer u.a., 2010; Schwartz, 2006; 2007; 2009; für die späteren Runden des European Social Surveys siehe Davidov, 2010), dass sich trotz hoher Werteübereinstimmungen über Ländergrenzen hinweg (Schwartz, 2011) insgesamt sieben divergierende Kulturräume aufspannen lassen, die sich ebenfalls in den Kulturräumen Ingleharts (1977; 1990; 1998) und den Theorien Hofstedes (2001) und Huntingtons (1993) wiederfinden, nämlich den westeuropäischen Werteraum, den vom Konfuzianismus geprägten Werteraum, den Werteraum, der das subsaharische Afrika, den Nahen und Mittleren Osten umfasst, den osteuropäischen Werteraum sowie den lateinamerikanischen Werteraum: „West European culture emphasizes intellectual autonomy, egalitarianism, and harmony more than any other region. It is the lowest region on hierarchy and embeddedness. […] The culture of the English-speaking region is especially high in affective autonomy and mastery and low in harmony and embeddedness […].

It is average in intellectual autonomy, hierarchy, and egalitarianism. […]

The Confucian-influenced region also exhibits a pragmatic, entrepreneurial orientation. However, this orientation combines a heavy emphasis on hierarchy and mastery with a rejection of egalitarianism and harmony […].

This region emphasizes embeddedness more than all the European and American cultures. […]

The cultural groups from sub-Saharan and North Africa and the Muslim Middle East form a broad region […]. These cultures are especially high in embeddedness and low in affective and intellectual autonomy.[…]

The culture in the South Asian region is particularly high in hierarchy and embeddedness and low in autonomy and egalitarianism. […]

The East European cultures are low in embeddedness and hierarchy compared with Africa, Asia, and the Middle East, but higher in these cultural orientations than Western Europe and the Americas. […]

Finally, the culture of the Latin American region is close to the worldwide average in all seven orientations.” (Schwartz, 2006, S. 158–161)

3 Fragestellungen zum Zusammenhang zwischen Werteorientierungen und Kulturräumen in unterschiedlich religiös geprägten Weltregionen

Die Beschreibung der Kulturräume fußt auf Datenmaterial aus den Jahren 2002–03 und wirft die Frage auf, ob sich die Theorie der Kulturräume nach wesentlichen Umbrüchen in den letzten Jahren und einer fortschreitenden Globalisierung und weltweiten Fluchtbewegungen weiterhin aufrechterhalten lässt. Zudem ist von Interesse, ob sie sich auch in anderen Werteerhebungen wiederfinden, die einen dezidierten Fokus auf individuelle und kulturelle Werte und religiöse Orientierungen legen wie etwa der Religionsmonitor 2013. Da dieser einen spezifischen Blick auf die Länder Europas legt, können zudem zu den Beschreibungen Schwartz‘ noch Binnendifferenzierungen der Länder West-, Nord- und Südeuropas vorgenommen werden. Der Religionsmonitor 2013 umfasst u.a. die individuelle und kulturelle Wertorientierung sowie religiöse Einstellungen u.a. in Deutschland, Großbritannien, Schweden, der Schweiz, Frankreich, Spanien, Kanada und den USA, der Türkei, Israel und Südkorea. Folgende Fragen zu den Werteräumen in internationaler Perspektive werden empirisch im Rahmen des Beitrags aufgeworfen und überprüft:

  • Welche individuellen und kulturellen Werte sind Menschen weltweit auf Basis der Daten des Religionsmonitors 2013 am wichtigsten?

  • Anhand welcher Werte lassen sich religiös-kulturelle Werteräume beschreiben? Gibt es einen gemeinsamen abendländisch-christlichen Werte- und Kulturraum oder einen europäischen Werteraum im Vergleich mit den außereuropäischen Ländern USA, Kanada, Südkorea, Israel und Türkei?

  • Lassen sich bei den individuellen Wertorientierungen und kulturellen Werteräumen Konkordanzen mit den Studien nach Schwartz auf Basis des European Social Survey und der Lehrkraftstudie sowie nach Inglehart auf Basis des World Values Surveys zeigen?

  • Anhand welcher Werte lassen sich religiös-kulturelle Werteräume beschreiben? Gibt es einen gemeinsamen abendländisch-christlichen Werte- und Kulturraum oder einen europäischen Werteraum im Vergleich mit den außereuropäischen Ländern USA, Kanada, Südkorea, Israel und Türkei?

  • Lassen sich bei den individuellen Wertorientierungen und kulturellen Werteräumen Konkordanzen mit den Studien nach Schwartz auf Basis des European Social Survey und der Lehrkraftstudie sowie nach Inglehart auf Basis des World Values Surveys zeigen?

4 Zusammenhänge zwischen Werteorientierungen und unterschiedlich religiös geprägten Kulturräumen anhand des Religionsmonitors 2013

 4.1 Fragebogenkonstruktion und Erhebungsmethodik

Die Beschreibung der Kulturräume fußt auf Datenmaterial aus den Jahren 2002–03 und wirft die Frage auf, ob sich die Theorie der Kulturräume nach wesentlichen Umbrüchen in den letzten Jahren und einer fortschreitenden Globalisierung und weltweiten Fluchtbewegungen weiterhin aufrechterhalten lässt. Zudem ist von Interesse, ob sie sich auch in anderen Werteerhebungen wiederfinden, die einen dezidierten Fokus auf individuelle und kulturelle Werte und religiöse Orientierungen legen wie etwa der Religionsmonitor 2013. Da dieser einen spezifischen Blick auf die Länder Europas legt, können zudem zu den Beschreibungen Schwartz‘ noch Binnendifferenzierungen der Länder West-, Nord- und Südeuropas vorgenommen werden. Der Religionsmonitor 2013 umfasst u.a. die individuelle und kulturelle Wertorientierung sowie religiöse Einstellungen u.a. in Deutschland, Großbritannien, Schweden, der Schweiz, Frankreich, Spanien, Kanada und den USA, der Türkei, Israel und Südkorea. Folgende Fragen zu den Werteräumen in internationaler Perspektive werden empirisch im Rahmen des Beitrags aufgeworfen und überprüft: Welche individuellen und kulturellen Werte sind Menschen weltweit auf Basis der Daten des Religionsmonitors 2013 am wichtigsten? Anhand welcher Werte lassen sich religiös-kulturelle Werteräume beschreiben? Gibt es einen gemeinsamen abendländisch-christlichen Werte- und Kulturraum oder einen europäischen Werteraum im Vergleich mit den außereuropäischen Ländern USA, Kanada, Südkorea, Israel und Türkei? Lassen sich bei den individuellen Wertorientierungen und kulturellen Werteräumen Konkordanzen mit den Studien nach Schwartz auf Basis des European Social Survey und der Lehrkraftstudie sowie nach Inglehart auf Basis des World Values Surveys zeigen? Tab. 1: Wertedimensionen des PVQ IV und Items im Religionsmonitor 2013

Dimension PVQ IVItems im Religionsmonitor
SelbstbestimmungEs ist ihr (ihm) wichtig, neue Ideen zu entwickeln, kreativ zu sein und Dinge auf ihre (seine) eigene Weise zu tun.
MachtSie (Er) möchte reich sein, viel Geld haben und teure Dinge besitzen.
SicherheitSie (Er) meidet alles, was gefährlich ist, und bevorzugt ein sicheres Umfeld.
HedonismusEs ist ihr (ihm) wichtig, Spaß zu haben und sich selbst etwas zu gönnen.
MildtätigkeitEs ist ihr (ihm) wichtig, Menschen in ihrem (seinem) Umfeld zu helfen und sich um deren Wohl zu kümmern.
LeistungSie (Er) möchte sehr erfolgreich sein und dass andere Menschen ihre (seine) Leistungen anerkennen.
StimulationSie (Er) liebt das Risiko, sucht das Abenteuer und möchte ein aufregendes Leben führen.
KonformitätEs ist ihr (ihm) wichtig, sich immer korrekt zu verhalten und es zu vermeiden, Dinge zu tun, die andere Menschen für falsch halten.
UniversalismusSich um die Natur und um die Umwelt zu kümmern, ist ihr (ihm) wichtig.
TraditionEs ist ihr (ihm) wichtig, die Traditionen fortzuführen, die sie (er) von ihrer (seiner) Familie oder Religion gelernt hat.

4.2 Stichprobendesign und Stichprobengestaltung im Religionsmonitor 2013

Hinsichtlich der Stichprobengestaltung des Religionsmonitors 2013 wurde dieser in insgesamt dreizehn Ländern mit 14045 Personen durchgeführt. Tabelle 2 zeigt die Anzahl der beteiligten Länder und Befragten für die Erhebungswelle 2013, wie sie für die Berechnungen und Vergleiche der Werte- und Kulturräume in diesem Artikel herangezogen wird. Hierbei werden die europäischen beteiligten Länder sowie als Vergleichsländer die Türkei, die USA, Kanada, Israel und Südkorea in die Analyse miteinbezogen.  Tab. 2: Übersicht über die nationale Herkunft der Stichprobe des Religionsmonitors 2013

Länder

Anzahl Befragter

Deutschland

2003

Schweiz

1000

Großbritannien

995

Frankreich

1003

Schweden

983

Spanien

1018

Türkei

1000

USA

992

Kanada

1001

Israel

998

Südkorea

999

4.3 Empirische Analysen zum Zusammenhang zwischen Werteorientierungen und unterschiedlich religiös geprägten Kulturräumen im Religionsmonitor 2013

Werteorientierungen im Religionsmonitor 2013 insgesamt Bei den Befragten besteht auch im Vergleich der Stichprobe der vorliegenden Religionsmonitorstudie 2013 mit zwei Studien von Schwartz (Schwartz & Sagiv, 1995; Schwartz & Bardi, 2001) eine klare Rangfolge der Wichtigkeitseinschätzung von Werten. Die drei höchsten und niedrigsten Wertetypen sind stark konkordant. Die drei Werte Mildtätigkeit, Universalismus und Selbstbestimmung aus den Bereichen der Harmonie, Egalität und Autonomie werden als die wichtigsten von Menschen weltweit erachtet, während danach mit deutlichem Abstand Hedonismus sowie die bewahrenden Eingebundenheitswerte Konformität und Tradition folgen, dahinter wieder Leistung beziehungsweise Schaffenskraft und Sicherheit beziehungsweise Hierarchie, die fast als gleich bedeutsam bzw. wenig bedeutsam eingestuft werden, und abgeschlagen mit den letzten zwei Plätzen Stimulation und Macht. Zwischen allen Werten sind die Abstände nach t-Tests für verbundene Stichproben höchstsignifikant (p < .001***) – im Falle des Abstands zwischen Konformität und Leistung hochsignifikant (p < .01**) – nur im Falle von Leistung und Sicherheit lässt sich kein signifikanter Abstand manifestieren. Diese Werte werden als gleich bedeutsam eingestuft (p > .05). Dass die Standardabweichungen umso größer werden, je unbedeutender der Wert insgesamt eingestuft wird, illustriert, dass es hierbei zwischen den Befragten größere Differenzen im Antwortverhalten gibt als hinsichtlich der als am wichtigsten eingestuften Werten. Diese werden übereinstimmend von den meisten Personen als hoch bedeutsam für die individuelle Lebensführung angesehen. Angesichts der hohen Standardabweichungen ist davon auszugehen, dass die Effekte jedoch eher im geringen Bereich liegend sind. Um abzuschätzen, wie hoch die Effekte der Unterschiedlichkeiten zwischen den Werte ist, wurde jeweils eine Effektstärkenabschätzung Cohens d vorgenommen. Die Effekte sind entsprechend der Annahmen als eher im geringeren Bereich liegend einzuschätzen, etwa für den Unterschied zwischen Rangplatz 1 (Mildtätigkeit) und 2 (Universalismus) Cohens d = .18. Tab. 3: Rangfolge der Werte der Stichprobe des Religionsmonitors 2013 im Vergleich mit der Studie nach Schwartz

Rangfolge der Werte im Religionsmonitor 2013

Mittelwert M der Werte

(je größer desto wichtiger) Standardabweichung S in ()

Studien von Schwartz und Sagiv (1995) und Schwartz und Bardi (2001)

(Kursiv und fett = Reihenfolge der im Religionsmonitor 2013 vergleichbar)

Mildtätigkeit

,6941   (,83650)

Mildtätigkeit

Universalismus

,5322   (,95659)

Universalismus

Selbstbestimmung

,4098   (,95083)

Selbstbestimmung

Hedonismus

,2999   (,94025)

Sicherheit

Konformität

,1725   (1,05341)

Konformität

Tradition

-,0955 (1,22202)

Leistung

Leistung

-,1399 (1,03285)

Hedonismus

Sicherheit

-,1533 (1,24141)

Stimulation

Stimulation

-,7994 (1,29686)

Tradition

Macht

-,9220 (1,28079)

Macht

Die Korrelationen zwischen den Werten bestätigen empirisch die Theorie Schwartz’ zur Beziehung der Werte untereinander. Jeder einzelne Wertetyp korreliert hochsignifikant negativ mit den ihm gegenüberliegenden Werten und hochsignifikant oder signifikant positiv mit benachbarten Werten des Circumplexmodells. So weißt etwa der Wert Mildtätigkeit als einziger mit dem Wert Universalismus eine positive Korrelation von r = .229** auf, während Universalismus außer mit Selbstbestimmung (r = .135**) ansonsten nur negativ korreliert, insbesondere mit Macht (r = -.366***). Die Werteorientierungen im Religionsmonitor 2013 wurden einer Smallest Space Analysis/Similar Structure Analysis (SSA) beziehungsweise Multidimensionalen Skalierung (MDS) unterzogen, um die korrelativen Zusammenhänge zwischen den Werten graphisch herauszuarbeiten. Jeder Wert wird durch einen Punkt in einem zweidimensionalen Raum repräsentiert; je näher die Punkte zwischen zwei Werten beisammen liegen, umso ähnlicher wurden diese Werte beurteilt; je weiter die Punkte voneinander entfernt liegen, als desto unwahrscheinlicher ist ein inzidentelles Auftreten der Werte. Die gefundenen Korrelationen entsprachen den theoretisch postulierten Zusammenhängen: Die zehn individuellen und sieben kulturellen Werten ließen sich in distinkten Regionen des Raumes abbilden (Schwartz, 1994a). Abb. 3: Multidimensionale Skalierung MDS für die Wertestruktur im Religionsmonitor 2013 (individuelle Wertegruppen fett und kulturelle Werte kursiv)

Der Zusammenhang zwischen Wertorientierungen und unterschiedlich religiös geprägten Kulturräumen im Religionsmonitor 2013

Die Studien von Schwartz (1994a; 1994b) zeigen, dass das Circumplexmodell in etwa 90% der von ihm untersuchten Stichproben empirisch reproduzierbar war, dass jedoch die absolute Höhe der Werte in Abhängigkeit von kulturellen Besonderheiten divergierte. In den stärker kollektiv ausgerichteten Gesellschaften – etwa im ostasiatischen Raum wie in Südkorea oder in muslimisch geprägten Ländern wie der Türkei – dominierten eher die Werte der Selbstüberwindung oder Harmonie und Egalität über die Selbststärkungswerte wie intellektuelle und affektive Autonomie, wohingegen sich gegenläufige Tendenzen für hoch individualisierte Gesellschaften – etwa in Westeuropa oder den USA – zeigten. Ähnliche divergierende Zusammenhänge fanden sich für stark unabhängige, d.h. offene oder intellektuell autonome Gesellschaften (etwa in Europa und Nordamerika), versus interdependente, d.h. sicherheitsbezogene oder sozial stark gebundene Kulturen (etwa in Ostasien oder im türkisch-arabisch geprägten Raum) für den Vergleich der anderen beiden Großdimensionen ‚Offenheit gegenüber Neuem’ und ‚Bewahrung des Bestehenden’ (zur Debatte über individualistische versus kollektive und unabhängige versus interdependente Kulturen vergleiche auch Markus & Kitayama, 1991; Triandis, 1990; Kim u.a., 1994). Diese Zusammenhänge zeigen sich auch im Religionsmonitor 2013. Abb. 4: Darstellung der Oberkategorie Offenheit gegenüber Neuem nach Ländern Hinsichtlich der Offenheitswerte (vgl. Abb. 4) kann man eindeutig von einem gemeinsamen abendländisch-christlichen, wenn auch nicht europäischen Kulturraum ausgehen, da der Wert der Selbstbestimmung oder intellektuellen Autonomie in allen christlich geprägten Ländern, sei es in Europa oder in den USA und Kanada als essentieller erachtet wird als in den muslimisch und konfuzianisch geprägten Ländern Türkei oder Südkorea. Nur in diesen beiden letztgenannten Ländern wird der Wert als unterdurchschnittlich wichtig angesehen (F (10/11904) = 131,590, p < .001***; Deutschen ist Selbstbestimmung am wichtigsten; Koreaner/innen am wenigsten wichtig; die Effektstärke für den Vergleich der beiden Länder ist sehr hoch und liegt bei Cohens d = 1,099). Dagegen werden Stimulationswerte oder die affektive Autonomie am ehesten in der sogenannten neuen Welt als bedeutsam angesehen (Risiko- und Abenteuerbereitschaft), während dieser Wert in Europa als weniger bedeutsam eingestuft wird (F (10/11921) = 39,218, p < .001***; Kanadier/innen ist Stimulation am wichtigsten; Spanier/innen am wenigsten wichtig). Dies deckt sich mit den Erkenntnissen von Schwartz zur Unterscheidung hinsichtlich der Wichtigkeit der Offenheitswerte zwischen individualistischen versus kollektiven Kulturen, etwa im Vergleich zwischen europäischen und asiatischen oder muslimisch geprägten Ländern. Auch lässt sich die ungleich stärkere Betonung der Stimulation und affektiven Autonomie in den Ländern USA und Kanada bei Schwartz wiederfinden, welcher einen größeren Hedonismus im Sinne affektiver Autonomie und eine geringere Betonung der intellektuellen Autonomie ausmacht (Schwartz, 2006; 2009; 2011). Beides (intellektuelle und affektive Autonomie) findet sich in den Daten des European Social Surveys, auf den sich Schwartz stützt, in geringerem Maße in den konfuzianischen ostasiatischen Kulturen (wie Südkorea) und in den Regionen des Nahen und Mittleren Ostens. Die Türkei als Brückenland zwischen Orient und Okzident betont hierbei die Autonomie und Selbstbestimmung sowohl in den Studien Schwartz‘ als auch im Religionsmonitor 2013 stärker als die anderen dortigen Länder, kann jedoch noch nicht ganz an Westeuropa anschließen (vergleiche zu den Ergebnissen Schwartz, 2006; 2007; 2009). Abb. 5: Darstellung der Oberkategorie Bewahrung des Bestehenden nach Ländern Bezüglich der Bewahrung des Bestehenden (vgl. Abb. 5) fällt auf, dass Sicherheit oder Eingebundenheit als Wert, welcher in den Befragungen von Schwartz (Schwartz & Sagiv, 1995; Schwartz & Bardi, 2001) noch als viertwichtigster Wert angesehen wird, nur in den drei Ländern Südkorea, Spanien und der Türkei im Vergleich mit den anderen Werten als überdurchschnittlich wichtig eingestuft wird (F (10/11904) = 81,532, p < .001***; Spanier/innen ist Sicherheit am wichtigsten; den Schwed/innen am wenigsten wichtig). Hierfür könnten kulturelle Aspekte als auch ökonomische Strukturen verantwortlich sein. Kulturelle Aspekte dürften in den eher interdependenten asiatischen Kulturen wie Südkorea für die hohe Werteschätzung der Sicherheit ausgemacht werden (Schwartz, 2006; 2009), während in Bezug auf die Türkei und Spanien auch eine finanzielle Unsicherheit und finanzielle Mangelsituationen auf die Wertepräferenzen der Antwortenden Wirkungen gezeigt haben könnten (Inglehart, 1998). Die Eingebundenheit in Hierarchien entlastet den einzelnen von dem Streben nach individueller Sicherheit. Menschen, die in materiell schlechter gestellten Zeiten aufwuchsen oder solche Zeiten erleben, messen Werten wie Sicherheit und finanzieller Prosperität hohe Valenz bei (vgl. Inglehart, 1977; 1990; 1998). Materieller Wohlstand und physische Sicherheit gelten somit nach dem Postulat Ingleharts (1998) als knappe Ressourcen und damit wertvoll. In querschnittlicher internationaler Perspektive ließen sich zwischen Ländern unterschiedlicher finanzieller Ausstattung und Sicherheit für die Bewohnerinnen und Bewohner auch entsprechende Unterschiede in den Wertorientierungen ausmachen: Auch hier stehen finanzielle Mangelzustände mit einer stärkeren Betonung von materiellen Werten der Sicherheit in Zusammenhang, während wachsender Wohlstand zu immateriellen Werten wie Selbstentfaltung führt (Rosta, o. J.). Werte der Tradition werden nur in den drei Ländern Türkei, Israel und den stärker religiös orientierten USA als überdurchschnittlich wichtig angesehen, was sich ebenfalls mit den Annahmen von Schwartz zu kollektivistischen und stärker religiös geprägten Kulturen und der Bedeutsamkeit der Eingebundenheit in diesen deckt, welche der eigenen Tradition eine hohe Valenz beimessen (F (10/11902) = 42,346, p < .001***; in der Türkei ist Tradition am wichtigsten; in Frankreich ist sie am wenigsten wichtig). Konformität, operationalisiert über Höflichkeit, wird insbesondere in den Ländern Großbritannien, Frankreich, Spanien und der Türkei als wichtiger Wert geschätzt (F (10/11900) = 53,519, p < .001***; Französ/innen ist Konformität am wichtigsten; Israel/innen am wenigsten wichtig). Großbritannien, Frankreich, Spanien und die Türkei sind Länder, in welchen Höflichkeit und ein gutes zwischenmenschlich reibungsloses Zusammenleben als hoch bedeutsam angesehen werden. Abb. 6: Darstellung der Oberkategorie Selbststärkung nach Ländern Bei den Selbststärkungswerten (vgl. Abb. 6) werden Werte des Lebensgenusses und des Hedonismus im Sinne einer affektiven Autonomie primär in der Schweiz und Schweden, aber auch in Südkorea als bedeutsam angesehen, am wenigsten jedoch in der Türkei und Israel (F (10/11922) = 67,603, p < .001***; in der Schweiz ist Hedonismus am wichtigsten; in der Türkei am wenigsten wichtig). Leistung beziehungsweise Schaffenskraft als Wert wird in den außereuropäischen Kulturen der Türkei, Südkoreas und Israels als am wichtigsten eingeschätzt, während dieser Wert in Spanien und Schweden als am wenigsten wichtig eingestuft wird (F (10/11888) = 75,467, p < .001***; in Israel ist Leistung am wichtigsten; in Spanien ist sie am wenigsten wichtig). Macht – hier operationalisiert über den Wunsch nach Geld und Besitz – ist insgesamt der am meisten negativ besetzte Wert (F (10/11929) = 131,655, p < .001***; in Israel ist Macht im Vergleich relational gesehen noch am wichtigsten; in Spanien am wenigsten wichtig). Dieses Ziel wird in allen Ländern als unterdurchschnittlich im Vergleich mit den anderen Werten angesehen, am meisten jedoch in der abendländisch-christlichen Kulturen, während der Wert in den außereuropäischen Kulturen der Türkei, Südkoreas und Israels noch etwas bedeutsamer eingeschätzt wird. Hier zeigt sich bei Macht und Leistung auch eine große Konkordanz über die Ländergrenzen der abendländisch-christlichen Kultur hinweg sowohl in Europa als auch in den USA und Kanada, auch in Übereinstimmung mit den Erhebungen von Schwartz und Sagiv (1995) und Schwartz und Bardi (2001). Abb. 7: Darstellung der Oberkategorie Selbstüberwindung nach Ländern Hinsichtlich der Selbstüberwindungswerte der Harmonie und Egalität (vgl. Abb. 7) kann man ebenso wie bei den Werten der Selbstverwirklichung wiederum von einem gemeinsamen abendländisch-christlichem Kulturraum ausgehen, der sich in abgeschwächter Form auch in den Ländern der sogenannten Neuen Welt fortsetzt. Dort werden Werte der Mildtätigkeit beziehungsweise Harmonie und des Universalismus beziehungsweise der Egalität als essentieller erachtet als in der Türkei, Israel oder Südkorea in Konkordanz mit den Ergebnissen von Schwartz (2006; 2009; 2011). Nur im Falle der Türkei wird der Wert des Universalismus als unterdurchschnittlich wichtig angesehen (Mildtätigkeit: F (10/11944) = 91,798, p < .001***; in Spanien am wichtigsten; in Korea am wenigsten wichtig; Universalismus: F (10/11942) = 101,524, p < .001***; in Spanien am wichtigsten; in der Türkei am unwichtigsten). Insgesamt sind Mildtätigkeit/Harmonie und Universalismus/Egalität hoch miteinander korreliert, wie weiter oben gezeigt wurde.

5 Fazit und Ausblick

In Konkordanz mit den Postulaten von Schwartz und Inglehart, wonach voneinander tendenziell klar unterscheidbare Werte- und Kulturräume bestehen, lassen sich auch auf Basis der Daten des Religionsmonitors 2013 separierbare Werte- und Kulturräume abbilden. Es lässt sich etwa ein gemeinsamer abendländisch-christlicher Wertekulturraum (Europa, USA und Kanada) ausmachen, dessen Bevölkerung ganz bestimmte Werte präferiert. Prinzipiell sind Personen dieses Kulturraums die Selbstüberwindungswerte des Altruismus (Mildtätigkeit und Universalismus) sowie die Offenheitswerte (Selbstverwirklichung) wichtiger als Personen aus muslimisch (Türkei), jüdisch geprägten (Israel) und asiatischen Kulturen (Südkorea). In den USA und Kanada werden zudem Stimulationswerte als besonders bedeutsam angesehen. Zudem fehlen Befragungen im afrikanischen und vertiefend im lateinamerikanischen Kulturraum. Kritisch ist hier anzumerken, dass die Daten des Religionsmonitors 2013 nicht als repräsentativ angesehen werden können – weder für die muslimische Welt noch für den asiatischen Raum. Hierzu fehlen Befragungen in arabisch geprägten Ländern sowie im asiatischen Raum etwa in Ländern wie China und Japan. Im Religionsmonitor 2013 zeigte sich klar auch der Einfluss intermedierender Effektfaktoren auf die Werteorientierung. Oftmals ist es weniger die Länderzugehörigkeit als die religiöse Verortung (Stein, 2016a; 2016b), oder aber auch die Migrationsgeschichte (Ebd., 2017) oder die sozioökonomische Situation (Ebd., 2015), die einzeln oder in Interaktion miteinander Einfluss nehmen. Welche genauen Einflüsse sich auf die jeweiligen Werteorientierungen abbilden lassen, müsste in weitergehenden vertiefenden, auch qualitativen Studien geklärt werden.

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Dr. phil. habil. Margit Stein, Professorin für Allgemeine Pädagogik, Forschungsschwerpunkte in der Werteforschung, im Bereich Religionspädagogik und Migrationspädagogik, Universität Vechta.