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"Es gibt dreierlei Arten Leser:
Eine, die ohne Urteil genießt, eine dritte, die ohne zu genießen urteilt, die mittlere, die geniessend urteilt und urteilend genießt; diese reproduziert eigentlich ein Kunstwerk aufs neue."

J.W. von Goethe

12. Jahrgang 2013, Heft 1, Thema:
Zwischen religiöser Indifferenz und militantem Atheismus – Adressaten religionspädagogischen Handelns und Denkens jenseits von verfasster und individueller Religion
Between religious indifference and militant atheism – addressees of religious education beyond institutionalized or individual religion

Inhaltsverzeichnis mit Abstracts

Deckblatt und Inhaltsverzeichnis der Ausgabe

Editorial

Manfred L. Pirner / Martin Rothgangel, Editorial (Seite 1)

Editorial and Summary in English

Manfred L. Pirner, Editorial and Summary in English. (Seiten 2-7)

Teil 1: Zwischen religiöser Indifferenz und militantem Atheismus – Adressaten religionspädagogischen Handelns und Denkens jenseits von verfasster und individueller Religion

Monika Jakobs, Bernd Schröder, Einführung in den Thementeil: Ausdrucksformen des nicht-gegebenen Einverständnisses mit christlicher Religion und die Religionspädagogik, (Seiten 8-11)

Teil I: Analysen zur Konfessionslosigkeit

Gert Pickel, Konfessionslose – das „Residual“ des Christentums oder Stütze des neuen Atheismus? / Der Beitrag beschäftigt sich mit der Entwicklung der Konfessionslosigkeit in Deutschland und seinen Gründen. Mittels empirischer Belege wird bestimmt, welche Typen der Konfessionslosigkeit existieren und inwieweit sie Ausdruck eines ‚Neuen Atheismus‘ oder aber exemplarisch für einen eher unspektakulären sozialen Bedeutungsverlust von Religion sind. Konfessionslose erweisen sich dabei als eine plurale Gruppe mit teils divergierenden Interessen. Nur ein Teil sind überzeugte Atheisten, öfter handelt es sich um Menschen, bei denen Religion schon lange keine bedeutende Rolle im Lebensalltag mehr spielt. In dieser Hinsicht sind sie ein Kennzeichen der in modernen Gesellschaften voranschreitenden Säkularisierung. Selbst wenn Konfessionslose nicht unbedingt ‚religiös unmusikalisch‘ sein müssen, bereiten sie durch den von ihnen vollzogenen Traditionsabbruch (religiöses Wissen, religiöse Riten) die Grundlage für eine weitergehende Säkularisierung und Distanzierung vom Christentum. (Seiten 12-31)

Boris Kalbheim und Hans-Georg Ziebertz, Konfessionslosigkeit, Humanismus und religiöse Traditionen in Europa. Eine empirische Studie über konfessionslose Jugendliche. / In den letzten Jahrzehnten ist in Europa der Anteil an religiösen und konfessionsgebundenen Einwohnern gesunken, die traditionellen Kirchen verlieren an sozialem Einfluss. Dieses Phänomen kann man vor allem in den Staaten Europas erkennen, die traditionell die Reformation angenommen haben, in den Ländern katholischer Prägung ist der Anteil an Konfessionslosen bis heute gering. In einem Vergleich von konfessionslosen Jugendlichen aus Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien zeigt sich, dass deren Verhältnis zum Thema Religion von den nationalen religiösen Traditionen bestimmt ist sowie von der sozialen Präsenz der Kirchen in der Gegenwart. Nach diesen Ergebnissen bezeichnet ‚Humanismus‘ keine globale Weltanschauung, vielmehr ist Konfessionslosigkeit ein partikulares Phänomen, das seine Wurzeln auch in religiösen Traditionen hat.(Seiten 32-56)

Leslie J. Francis, Gemma Penny and Alice Pyke, Jugend und Religion. Young atheists’ attitudes toward religious diversity: a study among13- to 15-year-old males in the UK. / The purpose of this paper is to explore the social phenomenon of religious diversity through the eyes of young male atheists living in the UK. The responses of 1,761 atheists are compared with the responses of 2,421 theists across nine issues relevant to religious diversity. Overall the data demonstrate that young atheists are not only less interested in the challenges and opportunities offered by life in religiously diverse societies, but also less tolerant of the life styles and expectations or rights of religious people living in these societies. The implications of these findings are discussed in terms of community cohesion in which both religious diversity is becoming more visible and atheism may be increasing. Key words: psychology, religion, adolescence, atheism, religious plurality. (Seiten 57-78)

Paul Vermeer, Religious indifference and religious education in the Netherlands: A tension unfolds. / Starting from a description of the worldviews of Dutch youths, this article argues that there is a growing tension between the aims pursued in religious education in school and the predominantly secular outlook on life of present-day youths. It is shown, that one of the reasons for this tension is the fact that religious education is a confessional subject in the Netherlands which is only part of the curriculum in religiously affiliated schools. Governing bodies of religiously affiliated schools and religious pedagogues are aware of this growing tension and have responded to it by transforming religious education into worldview formation. Thus the aim of religious education is no longer to socialise students in a religious tradition, but to help them develop a religious or secular worldview of their own. But also this new approach does not resolve this tension, because it still assumes a personal interest in religion and worldview among the young. The article, therefore, argues for a more radical reformulation of the aim of religious education in strictly cognitive terms. (Seiten 79-94)

Teil II: Atheismus in der Kunst und publizierte Indifferenz

Edmund Arens, Gottesbestreitungen Ansichten des neuen Atheismus. / Die Rede vom neuen Atheismus macht derzeit die Runde. Vor allem im angloamerikanischen Raum sind in den letzten Jahrzehnten Ansätze formuliert worden, welche die Existenz Gottes bestreiten und den Gottesglauben zum Teil vehement in Frage stellen. Drei Richtungen der aktuellen Gottesbestreitung werden unterschieden und vorgestellt. Die Positionen sind zumeist von einem darwinistisch geprägten Naturalismus bestimmt. Es kommen eine Vertreterin und acht Vertreter des evolutionsbiologischen, des politischen sowie des philosophischen Atheismus zur Sprache. Der neue Atheismus wird zudem als Herausforderung an die Theologie wahrgenommen. (Seiten 95-119)

Georg Langenhorst, „Abscheu vor Gottes Wort“ (Pascal Mercier) – Atheismus und religiöse Indifferenz in autobiographisch inspirierter Literatur. / „Die Theodizeeproblematik“ zeige sich als „die erste und wahrscheinlich größte Schwierigkeit in der Gottesbeziehung überhaupt“, schrieb Karl-Ernst Nipkow 1987 in seinem einflussreichen Buch „Erwachsenwerden ohne Gott“. Hier sah er eine der wichtigsten „Einbruchstellen für den Verlust des Gottesglaubens“. Längst ist diese – gleichwohl immer wieder unkritisch weiterzitierte – Überzeugung im Blick auf gegenwärtige Kinder und Jugendliche revidiert worden. In einer umfassenden Untersuchung konnte ein Forscherteam um Werner H. Ritter und Helmut Hanisch eindrücklich belegen: Unter Berücksichtigung heutiger religiöser Sozialisationsbedingungen ist ein „Glaube an Gott, der die für das Virulentwerden der Theodizeefrage nötigen konstitutiven Momente aufweist, bei einer Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler“ so nicht (mehr) „vorhanden“. Durchaus verständlich: „Die Theodizeefrage kann ja auch nur aufbrechen, wenn das biblische – oder zumindest ein theistisches – Gottesverständnis bis zu einem gewissen Grad internalisiert ist.“ (Seiten 120-135)

Andreas Mertin, Das Kreuz mit der Kunst. Bildende Kunst und Religion in der Gegenwart. / Einen aggressiven Atheismus sucht man in der zeitgenössischen bildenden Kunst vergeblich. Dazu sind KünstlerInnen zu sehr spirituell orientierte Menschen. Der Normalfall ist eher der einer relativen Gleichgültigkeit, wobei sich das vor allem auf die Institution der Kirche bezieht (und hier vor allem auf die rituelle Dimension). Attraktiv ist für KünstlerInnen der besondere Mehrwert der räumlichen Gestaltwerdung von Religion. Konfliktträchtig ist der kritische Umgang bzw. das ästhetische Spiel mit dem Kreuz. Zu lernen wäre daher, Kunst als eine Form visueller Auseinandersetzung zu begreifen, als eine besondere Art, neue Gesichtspunkte zur Geltung zu bringen, vorgefasste und verfestigte Ansichten zu verflüssigen. Das Kreuz mit der Kunst ist kein Konflikt in der Sache, sondern einer um die Perspektive. (Seiten 136-145)

Teil III: Didaktische Perspektiven

Sylvia Hügel, Wie hast du’s mit der Religion? Erfahrungen mit dem Religionsunterricht in Sachsen-Anhalt. / Der Artikel reflektiert Erfahrungen einer Religionslehrerin im Umgang mit konfessionslosen Schülern am Beispiel eines Gymnasiums in Halle/S. (Seiten 146-149)

Michael Domsgen, RU in konfessionsloser Mehrheitsgesellschaft – didaktische Herausforderungen und Ansätze. / Konfessionslosigkeit ist kein spezifisch ostdeutsches Phänomen. Die Zahl derer, die keiner Religionsgemeinschaft angehören, nimmt deutschlandweit zu. Etwa ein Drittel der gesamten deutschen Bevölkerung ist konfessionslos. Dazu tragen zwar die neuen Bundesländer in erheblichem Maße bei, doch steigt auch in Westdeutschland – vor allem in den Großstädten – die Zahl derer, die keiner Religionsgemeinschaft angehören. So sind beispielsweise in Hamburg nur noch ca. 40% der Bevölkerung Mitglied der evangelischen und katholischen Kirche. Konfessionslosigkeit ist auch kein spezifisch deutsches Phänomen. Dabei sind nicht nur die Länder des ehemaligen Ostblocks (hier besonders Estland und Tschechien) zu nennen, sondern ebenso westeuropäische Länder wie beispielsweise die Niederlande, wo sich die Kirchenzugehörigkeit innerhalb weniger Jahrzehnte halbiert hat und nun mehr als die Hälfte der Bevölkerung konfessionslos ist. Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika steigt seit Anfang der 1990er Jahre die Zahl der sog. „nones“. Knapp ein Fünftel der unter 30jährigen Amerikaner gehören keiner Religionsgemeinschaft an. Was jedoch die Ausgangslage in Ostdeutschland durchaus spezifisch erscheinen lässt – ohne sie zugleich als einmaligen Sonderfall interpretieren zu müssen4 – ist das Profil des Phänomens Konfessionslosigkeit in quantitativer und qualitativer Hinsicht. Dies soll in einem ersten Schritt ansatzweise entfaltet werden. Daraus ergeben sich grundlegende religionspädagogische Herausforderungen, die religiöses Lernen in allen seinen Profilierungen betreffen und anschließend beleuchtet werden sollen. Über die Konsequenzen zur Konturierung des Religionsunterrichts im Kontext mehrheitlicher Konfessionslosigkeit soll in einem dritten Schritt nachgedacht werden. (Seiten 150-163)

Mirjam Zimmermann, Von Religionskritischen „Buskampagnen“, „Heiliger Scheiße“ und Besserwissern wie „Susi Neunmalklug“ – Didaktische Anregungen zur Auseinandersetzung mit medialer Religionskritik. / Das Stichwort „Religionskritik“ findet sich in den Bildungsstandards Baden-Württembergs Sek. II nicht mehr. Dies mag darin begründet liegen, dass im Zuge der Kompetenzorientierung Standards vorgegeben werden, die weit weniger inhaltsbezogen sind als die klassischen Lehrpläne. Das impliziert die Schwierigkeit, sich selbst inhaltlich orientieren und Inhalte hinsichtlich ihres Potentials für den Erwerb von Kompetenzen ausarbeiten zu müssen, andererseits aber auch die Chance, Themen selbst zu konzipieren und somit z.B. ganz aktuelle religionskritische Anfragen in den Unterricht integrieren zu können, wie sie z.B. die (Massen-)Medien in unterschiedlicher Zuspitzung in großer Regelmäßigkeit „auswerfen“. Dazu soll der vorliegende Beitrag Unterstützung bieten, indem Beispiele medialer Religionskritik im Bilder-, Kinder- und Jugendbuch, in der Werbung und in Form eines medialen Diskurses zum Thema „Beschneidung“ vorgestellt und unterrichtspraktische Anregungen gegeben werden bzw. darauf verwiesen wird. (Seiten 164-181)

Monika Jakobs, Freidenker und Religionsunterricht – eine Momentaufnahme aus dem Kanton Zürich. / In der Schweiz wird zunehmend auf allen Stufen der Schule staatlich verantworteter bekenntnisunabhängiger Religionsunterricht eingeführt, der einerseits die religiöse und weltanschauliche Vielfalt abbilden, andererseits die Kompetenz vermitteln soll, sich in der Vielfalt orientieren und entscheiden zu können. Im Zusammenhang mit der Erstellung des entsprechenden Lehrmittels im Kanton Zürich war ein Vertreter der Freidenkervereinigung zusammen mit den Vertretern der verschiedenen Religionen involviert. Ihre Rückmeldungen zu dem erstellten Material sind in die Endfassung des Lehrmittels eingegangen. Das folgende Interview zeigt eine Stimme auf, die exemplarisch für Äußerungen der Nicht-Religiösen steht, mit denen im Hinblick auf Religionsunterricht in Zukunft stärker gerechnet werden muss. Dem Interview ist eine fachwissenschaftliche und fachdidaktische Kontextualisierung voran gestellt. (Seiten 182-186)

Teil 2: Rezensionen

Martin Schreiner, Von „Globalisierte Religion“ über „Empathische Bibeldidaktik“ bis zum „Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen“ – Beachtenswerte Neuerscheinungen für die religionspädagogische Handbibliothek. (Seiten 187-279)

Teil 3: Tagungsankündigungen

„Theo-Web-Pinnwand“ - Tagungsankündigungen (Seite 280)

 

Impressum

HerausgeberInnen

Prof. Dr. Martin Rothgangel (Uni Wien) - verantwortlicher Redakteur
Prof. Dr. Ferdinand Angel (Uni Graz)
Prof. Dr. Martin Bröking-Bortfeldt (1952 - 2006)
Prof. Dr. Monika Jakobs (Uni Luzern)
Prof. Dr. Helga Kohler-Spiegel (Päd. Hochschule Feldkirch)
Prof. Dr. Manfred Pirner (Uni Erlangen-Nürnberg) - responsible for contributions in English
Prof. Dr. Rolf Schieder (Uni Berlin)
Prof. Dr. Martin Schreiner (Uni Hildesheim) - verantwortlich für Rezensionen
Prof. Dr. Bernd Schröder (Uni Göttingen)
Prof. Dr. Andrea Schulte (Uni Erfurt)
Prof. Dr. Michael Wermke (Uni Jena)

Redaktion

Prof. Dr. Manfred Pirner (Uni Erlangen-Nürnberg)
Prof. Dr. Martin Rothgangel (Uni Wien)