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"Es gibt dreierlei Arten Leser:
Eine, die ohne Urteil genießt, eine dritte, die ohne zu genießen urteilt, die mittlere, die geniessend urteilt und urteilend genießt; diese reproduziert eigentlich ein Kunstwerk aufs neue."

J.W. von Goethe

11. Jahrgang 2012, Heft 1, Thema:
Religiosität in der Kindheits- und Jugendforschung
Religiosity in current childhood and youth research

Inhaltsverzeichnis mit Abstracts

Deckblatt und Inhaltsverzeichnis der Ausgabe

Editorial

Manfred L. Pirner / Martin Rothgangel, Editorial (Seiten 1-2)

Editorial and Summary in English

Manfred L. Pirner, Editorial and Summary in English. (Seiten 3-7)

Teil 1: Religiosität in der Kindheits- und Jugendforschung

Manfred L. Pirner, Martin Rothgangel & Martin Schreiner, Einführung ins Themenheft „Religiosität in der Kindheits- und Jugendforschung“, (Seite 8)

Friederike Heinzel, Renate Kränzl-Nagl und Johanna Mierendorff, Sozialwissenschaftliche Kindheitsforschung – Annäherungen an einen komplexen Forschungsbereich. / Dieser Beitrag zielt darauf ab, einen Einblick in Perspektiven, Konzepte und Arbeitsschwerpunkte der sozialwissenschaftlichen Kindheitsforschung zu geben, die sich inzwischen zu einem komplexen Forschungsbereich entwickelt hat. Vor dem Hintergrund der sogenannten „(new) social childhood studies“ wird dabei den Fragen nachgegangen, wie sich der wissenschaftliche Blick auf Kindheit und Kinder veränderte und wodurch sich gegenwärtig der Gegenstandsbereich auszeichnet, welche Zugänge es in theoretischer und methodologischer Hinsicht gibt und schließlich, welche Forschungsfelder aktuell identifiziert werden können. Ein abschließendes Fazit sowie ein Ausblick bezüglich zukünftiger Herausforderungen der sozialwissenschaftlichen Kindheitsforschung runden den Beitrag ab. (Seiten 9-37)

Katharina Kammeyer, Kindheitsforschung und Kindertheologie. Ein kindertheologischer Blick auf Beiträge soziologischer Kindheitsforschung. / Die These dieses Beitrages lautet, dass Kindertheologie als emanzipatorischer theologischer Ansatz und als didaktisches Modell sowie als Forschungsperspektive jeweils unterschiedlich von dem Dialog mit der soziologischen Kindheitsforschung profitieren kann. In allen Aspekten geht es darum, Kinderperspektiven wahrzunehmen, sie zu rekonstruieren und produktiv in Theologiebildung bzw. in Lernprozesse einfließen zu lassen. Dabei profitieren theologische Gespräche mit Kindern und eine Theologie der Kindheit davon, zum einen Kenntnisse der Kindheitsforschung über Kontexte von Kindern wahrzunehmen und zum anderen das in der Nachbardisziplin thematisierte Verhältnis von Kindern und Erwachsenen in diversen Bildern von Kindern und Kindheiten zu reflektieren. Das Ziel ist es, eine kontextuelle Kindertheologie unter Einbezug theologischer Beiträge von Kindern und weniger Projektionen der Theologie von Erwachsenen auf Kinder zu erreichen. In einer produktiven Spannung dazu stehen der Bildungsanspruch und die Bildungsaufgabe von Unterricht, in welchem Diagnostik eine größere Rolle gewinnt. Schließlich stellt sich die Frage, inwiefern die Kindertheologie auch Anregungen für die Kindheitsforschung enthält. (Seiten 38-63)

René Gründer / Albert Scherr, Jugend und Religion. Soziologische Zugänge und Forschungsergebnisse. / Der Beitrag gibt einen Überblick zu Fragestellungen und Ergebnissen sozialwissenschaftlicher Forschung zur Bedeutung von Religionen bzw. Religiosität für Jugendliche in Deutschland. Dabei wird erstens akzentuiert, dass nicht mehr, wie noch in den 1970er Jahren, von einer Tendenz zunehmender Distanzierung Jugendlicher von Religion ausgegangen werden kann. Zweitens wird aufgezeigt, was den Form- und Funktionswandel jugendlicher Religiosität kennzeichnet. Dabei wird drittens auch auf die Folgen der Herausbildung einer soziokulturell pluralisierten Einwanderungsgesellschaft für jugendliche Religiosität eingegangen. (Seiten 64-79)

Sylvia Collins-Mayo, Youth and religion. An international perspective. / The sociological study of youth religion is a growing field of research. This article is concerned with the nature of young people’s believing and belonging and its place in their everyday lives. It begins by considering the growth and sociological significance of increased religious diversity among young people. It goes on to explore the nature of belief and practice among young people who have a nominal or no religion identity. Significant in shaping both religious and non-religious young people’s attitudes and approach to religion is the cultural trend towards individualization and subjectivity. In this context the shift from religiosity to spirituality is considered. (Seiten 80-94)

Andreas Feige, Die „Religiosität“ von Jugendlichen: Was eigentlich ist die Frage? / Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der fundamentalen Frage, inwieweit die an der Erforschung von jugendlicher Religiosität beteiligten Disziplinen, die sozialwissenschaftlichen und erziehungswissenschaftlichen auf der einen Seite und Theologie sowie Religionspädagogik auf der anderen – Verständnisse von Realität und von den zentralen Fragestellungen haben, die mit einander kompatibel sind. Im ersten Teil werden in einer forschungsgeschichtlichwissenssoziologischen Perspektive einige einflussreiche und theoretisch interessante exemplarische Studien auf die explizit und implizit verwendeten Konzepte von Religiosität hin analysiert. Im zweiten Teil erfolgt eine Skizze des diskursiven Ansatzes einer Soziologie der Religion von Joachim Matthe. Dieser hat nämlich das Potential, die Forschungsinteressen sowohl der soziologischen als auch der theologischen Religiositätsforschung zu erhellen und rückt die Rolle der Realitätsauffassung – und damit die Diskussion der zentralen Fragestellungen, um die es geht – ins Zentrum. In einer abschließenden Auswertung werden Konsequenzen für eine empirische Erforschung von Religiosität angedeutet, die über das Sammeln von Zustimmungs- und Ablehnungs-Urteilen zu traditionell oder theoretisch vorformulierten Sprachmustern hinaus geht. (Seiten 95-127)

Carsten Gennerich, Religiosität Jugendlicher in kompetenztheoretischer Perspektive: Das Konzept der Selbstregulation und die Leitkategorie von „Gesetz und Evangelium“ als Heuristiken einer empirisch basierten religiösen Kompetenzvermittlung. / Der Beitrag behandelt die Religiosität Jugendlicher in kompetenztheoretischer Perspektive. In vier Schritten wird auf der Basis des sozialpsychologischen Konzepts der Selbstregulation und der theologischen Leitkategorie von „Gesetz und Evangelium“ eine Heuristik einer empirisch basierten religiösen Kompetenzvermittlung entfaltet. (1) Zuerst werden Probleme des religionsdidaktischen Kompetenzdiskurses aufgegriffen und es wird gezeigt, welche empirischen wie theoretischen Herausforderungen damit verbunden sind. (2) Sodann soll als Schritt in Richtung der erforderlichen religionsdidaktischen Kompetenztheorie eine Synthese der genannten sozialpsychologischen und theologischen Modelle skizziert werden. (3) Danach werden exemplarisch empirische Befunde dargestellt und mit Hilfe der zuvor skizzierten kompetenztheoretischen Perspektive interpretiert. (4) Abschließend wird gefragt, welche Konsequenzen sich aus den dargestellten Einsichten ergeben. Unter anderem erweist es sich als Notwendigkeit im Unterricht, eine Pluralität von Deutungsperspektiven bzw. theologischen Interpretationsmustern bereitzustellen, damit für unterschiedliche Individuen in heterogenen Gruppen Interpretationen theologischer Topoi zur Verfügung stehen, die im je individuellen Lebenskontext plausible Deutungen ermöglichen. (Seiten 128-163)

Teil 2: Forschung und Diskurs

Clauß Peter Sajak und Andreas Feindt, Räume zur selbsttätigen Aneignung schaffen. Zur Signatur kompetenzorientierter Unterrichtsgestaltung im Religionsunterricht. / In den beiden unterrichtspraktischen Forschungsprojekten KompRU und KompKath haben Lehrerinnen und Lehrer unter wissenschaftlicher Begleitung ihren Religionsunterricht auf die Erarbeitung und Entwicklung religiöser Kompetenzen ausgerichtet, erprobt und diskutiert. In diesen Projekten wurde der Ansatz der Lehrer/innenforschung mit Methoden des Studentischen Forschens verbunden und Religionspädagogen aus Universität, Studienseminaren und der schulischen Praxis zusammengebracht. Erste Ergebnisse können Auskunft über die didaktisch-methodische Gestalt eines kompetenzorientierten Religionsunterricht geben, dessen Anliegen in der selbsttätigen Aneignung und Entwicklung von Kompetenzen durch Phasen der Übung und Erprobung unter diagnostischer Begleitung erkennbar wird. (Seiten 164-178)

Bettina Kruhöffer Das Profil ethischen Lernens im evangelischen Religionsunterricht. / Der evangelische Religionsunterricht leistet durch die Förderung der ethischen Kompetenz einen unverzichtbaren Beitrag zur Allgemeinbildung der Schülerinnen und Schüler. Sein Profil gewinnt er durch seine Bezugskonfession und die damit verbundene rechtfertigungstheologische Perspektive, welche die Grundlage für eine theologische Verantwortungsethik als Bezugsgröße darstellt. Nicht ein rein normativer Umgang mit biblischen Texten, sondern die Ermöglichung der kritischen Auseinandersetzung mit biblischen Quellen trägt dabei zur Förderung der Urteilsfähigkeit bei. Sowohl die Wahrnehmung von biblischen Begründungen als Ausgangspunkt vernunftbetonter Argumentation als auch das Verstehenlernen der moralischen Implikationen christlichen Glaubens im Sinne einesethisch-deskriptiven Ansatzes kennzeichnen ethische Lernprozesse im evangelischen Religionsunterricht. (Seiten 179-192)

Kai Horstmann, Wer, wie, was – wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt, bleibt ...Theologie und Didaktik der Frage 1.2.1 / Der Beitrag empfiehlt den Ansatz von Hans-Dieter Bastians Theologie und Didaktik der Frage im Horizont der aktuellen religionspädagogischen Herausforderung, Religion-selbst als schulischen Unterrichtsgegenstand zu plausibilisieren. Die Didaktik der Frage zielt auf einen diskursiven Unterricht, der die Fragen der Lernenden ernst nimmt und sie ins Zentrum rückt. Damit wahrt Bastians Konzeption mehr als aktuelle Versuche die im Unterschied zur Gemeindepädagogik letztlich auch wissenschaftspropädeutische Aufgabenstellung des Religionsunterrichts. Nach einem „Reload“ der Theologie und Didaktik wird diese durch die Konstruktivistische Religionspädagogik (Hans Mendl) und die Empirische Dogmatik (Carsten Gennerich) aktualisiert. (Seiten 193-211)

Gerhard Büttner, Von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit und wieder zurück. Die Bibel als gesprochenes Wort und geschriebener Text in Religionsunterricht und darüber hinaus. / Neuere Entwicklungen in der Religionspädagogik und deren Wahrnehmung durch kulturwissenschaftliche Perspektiven machen darauf aufmerksam, dass die Frage von Mündlichkeit und Schriftlichkeit seit biblischer Zeit bedeutungsvoll ist für den Umgang mit den Inhalten und Texten der Bibel. Es zeigt sich, dass es seit der Ev. Unterweisung eine Tendenz von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit gab, gefördert auch durch den Zugang zu entsprechenden Medien. Neuerdings scheint sich dieser Trend im Zusammenhang mit der verstärkten Aufnahme performativer Praktiken wieder stärker in Richtung Mündlichkeit zu verschieben. (Seiten 212-225)

Carsten Gennerich, Narrative Religionsdidaktik: Ansätze, empirische Grundlagen und Entwicklungsperspektiven. / Der Beitrag skizziert bezogen auf eine narrative Religionsdidaktik den bisherigen Forschungsstand und berichtet über neue Studien zur Entwicklung einer autobiographisch akzentuierten Religionspädagogik. Zunächst werden nach einer Einführung in die Fragestellung im zweiten und dritten Abschnitt unterschiedliche narrative Theorieansätze zur Erklärung der Wirksamkeit des Erzählens im Religionsunterricht dargestellt und bisherige Strategien eines texttreuen und subjektorientierten biblischen Erzählens erläutert und empirisch bewertet. Im vierten Abschnitt werden dann bisherige Versuche einer religionspädagogischen Arbeit mit autobiographischen Erzählungen kritisch evaluiert. Die in diesem Abschnitt gewonnenen Kriterien einer autobiographisch akzentuierten narrativen Religionsdidaktik werden schließlich im fünften Abschnitt praxisbezogen in Unterrichtsbeispielen und empirischen Fallstudien umgesetzt. Es lässt sich zeigen, dass die vorgeschlagenen narrativen Ansätze diesen Kriterien entsprechen können. Die Arbeit mit autobiographischen Erzählungen im Religionsunterricht kann als eine vielversprechende didaktische Perspektive gelten. (Seiten 226-247)

Teil 3: Rezensionen

Martin Schreiner, "Religionspädagogik und Religionsdidaktik" - "Praktische Theologie" - "Bibeldidaktik" - "Kirchengeschichte und Geschichte protestantischer Bildung" - "Systematisch-theologische Aspekte" - "Interkulturelles und interreligiöses Lernen" - "Ästhetisches Lernen" - "Didaktische Materialien und Schulbücher" - "Interessante Varia" (Seiten 248-338)

Teil 4: Tagungsankündigungen

„Theo-Web-Pinnwand“ - Tagungsankündigungen (Seite 339)

 

Impressum

HerausgeberInnen

Prof. Dr. Martin Rothgangel (Uni Wien) - verantwortlicher Redakteur
Prof. Dr. Ferdinand Angel (Uni Graz)
Prof. Dr. Martin Bröking-Bortfeldt (1952 - 2006)
Prof. Dr. Monika Jakobs (Uni Luzern)
Prof. Dr. Helga Kohler-Spiegel (Päd. Hochschule Feldkirch)
Prof. Dr. Manfred Pirner (Uni Erlangen-Nürnberg) - responsible for contributions in English
Prof. Dr. Rolf Schieder (Uni Berlin)
Prof. Dr. Martin Schreiner (Uni Hildesheim) - verantwortlich für Rezensionen
Prof. Dr. Bernd Schröder (Uni Göttingen)
Prof. Dr. Andrea Schulte (Uni Erfurt)
Prof. Dr. Michael Wermke (Uni Jena)

Redaktion

Prof. Dr. Manfred Pirner (Uni Erlangen-Nürnberg)
Prof. Dr. Martin Rothgangel (Uni Wien)