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"Es gibt dreierlei Arten Leser:
Eine, die ohne Urteil genießt, eine dritte, die ohne zu genießen urteilt, die mittlere, die geniessend urteilt und urteilend genießt; diese reproduziert eigentlich ein Kunstwerk aufs neue."
J.W. von Goethe
Deckblatt und Inhaltsverzeichnis der Ausgabe
Manfred L. Pirner / Martin Rothgangel, Editorial (Seite 1)
Manfred L. Pirner, Editorial and Summary in English. (Seite 2)
Bernd Schröder / Michael Wermke, Einführung in den Thementeil. (Seiten 7-13)
Rainer Möller, Die Institutionen des Elementarbereichs und die Trägerstruktur von Kindertageseinrichtungen sind in Deutschland spezifisch. Eine besondere Herausforderung ist der z.T. hohe Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund. In elementaren religiösen Bildungsprozessen müssen die kognitiven und entwicklungspsychologischen Voraussetzungen der Kinder berücksichtigt werden. Empirische Studien zeigen, dass die religionspädagogische Praxis in den Kitas nicht das Reflexionsniveau der religionsdidaktischen Konzepte und Modelle erreicht. Von daher sollte sich die zur Zeit fachschulisch organisierte religionspädagogische Ausbildung von Erzieherinnen hochschulischem Profil öffnen. Damit wäre auch eine Stärkung empirischer religionspädagogischer Forschung im Elementarbereich gewährleistet. (Seiten 14-34)
Petra Freudenberger-Lötz, Religiöse Bildung in der Grundschule. / In diesem Beitrag wird die Bedeutung religiöser Grundbildung in der Grundschule vor dem Hintergrund heterogener Vorerfahrungen und individueller Lebenskontexte der Schülerinnen und Schüler entfaltet. Neben aktuellen Untersuchungsergebnissen zu anthropogenen und soziokulturellen Bedingungen der Schülerschaft erläutert die Autorin neue didaktische Prinzipien, die in der Praxis Anwendung finden bzw. gestärkt werden müssen. Es wird verdeutlicht, dass der Religionsunterricht im Fächerkanon der Grundschule eine besondere Stellung einnimmt und von Lehrkräften als wichtiges Fach gewertet wird, dem sie sich motiviert zuwenden. (Seiten 35-54)
Frank Michael Lütze, Religiöse Bildung im Hauptschulbildungsgang. / Keine andere Schulform erfährt in den letzten Jahren eine ähnliche mediale Aufmerksamkeit wie die Hauptschule: Bald geht es um ihre Auflösung zugunsten verbundener Schulformen, bald um Disziplinprobleme, alarmierende Befunde vergleichender Leistungsmessungen oder um hohe Schulabbrecherquoten, die wiederum der politischen Diskussion um die Eigenständigkeit der Schulform neue Nahrung geben. Über die bildungspolitischen Debatten geraten freilich die drängenden didaktischen Aufgaben leicht aus dem Blick, und die Negativschlagzeilen reproduzieren eher Klischees, als dass sie zu einer differenzierten Wahrnehmung von Schülerinnen und Schülern im Pflichtschulbereich beitragen. Hier besteht einiger Nachholbedarf, gerade auch in der Religionsdidaktik, die die mit dem Hauptschulbildungsgang verbundenen Fragen in den letzten Jahren weitestgehend ausgeblendet hat. Im Folgenden geht es darum, abseits des Schibboleth ‚Hauptschule oder bildungsgangübergreifende Schule’ einige Eckpunkte und Desiderate einer Fachdidaktik für Schülerinnen und Schüler im Hauptschulbildungsgang als dem Pflichtschulbildungsgang der Sekundarstufe I zu benennen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Frage nach den Schülerinnen und Schülern (Kap. 2), von denen aus Recht und Grenze einer schulformbezogenen Religionsdidaktik letztlich zu entscheiden sind. (Seiten 55-79)
Hans Bald, Realschule - Erweiterte Realschule - Mittelschule usw. - Eine Problemanzeige. / Der Artikel untersucht die Stellung der Realschule innerhalb der „schulorganisatorischen Typenvielfalt“ der Sekundarstufe I (Jgst. 5-10). Dazu fragt er nach dem spezifischen Profil der Realschule innerhalb von Sek I und einer dem entsprechenden Didaktik und erörtert vor diesem Hintergrund die Frage nach der Möglichkeit einer realschulspezifischen Didaktik des Religionsunterrichts. Dazu wird u.a. das Problem der Bestimmung einer schulformspezifischen Charakteristik der Schüler/innen wie der Lehrer/innen in den Blick genommen sowie die materiale Basis des Religionsunterrichts an der Realschule (z.B. Lehrpläne, Schulbücher, Methoden usw.) betrachtet. Angesichts einer nur in Ansätzen entwickelten theoretischen Grundlegung sowie insbesondere des Fehlens ausreichender empirischer Daten bietet sich zunächst eine schulartenspezifische innere Differenzierung im Rahmen einer zu entwerfenden übergreifenden Didaktik des Religionsunterrichts in Sek I an. Im Kontext der Frage nach einer schulartenspezifischen Fachdidaktik für die Realschule, sowohl allgemein als auch insbesondere im Blick auf den Religionsunterricht in dieser Schulform gibt es mehr Fragen als klare Antworten. Angesichts des knappen hier zur Verfügung stehenden Raums können im folgenden nur einige Informationen geboten, Hinweise gegeben und Probleme und mögliche Perspektiven benannt werden. (Seiten 80-102)
Heike Lindner / Ulrike Baumann, Gymnasium: Sekundarstufe I. / Der Beitrag zur schulformspezifischen Religionsdidaktik betrachtet den allgemeinen Bildungsauftrag der Sekundarstufe I des Gymnasiums in den auf Kompetenzen und Bildungsstandards umgestellten Lehrplänen. Kriterien der formalen Bildung, wie religiöse Kompetenz und Outputorientierung, stehen der Spannung zwischen gelebter und gelernter Religion in der eigenen Lebensgeschichte gegenüber. Schulformspezifika sind aber auch durch unterschiedliche Länderregelungen geprägt, welche sich auf die institutionelle und rechtliche Stellung des Religionsunterrichts auswirken. Die Bedingungen und Voraussetzungen der Schülerschaft an der Sekundarstufe I des Gymnasiums sind durch die Lebensspanne der Pubertät beeinflusst, deren Merkmale durch entwicklungspsychologische Untersuchungen und klassische Stufentheorien gedeutet werden. Religionspädagogisch ist daraus vor allem der Übergang vom Kinderglauben in die Glaubensvorstellungen der Erwachsenen im Sinne einer dezentrierenden Haltung zu begleiten. Erst dann können schwierige Fragen, wie die der Theodizee, adäquat angegangen werden. Auch der Begegnung mit pluralen Weltanschauungen oder der Frage nach der Akzeptanz des Fremden wird somit altersangemessen Rechnung getragen. Das Selbstverständnis der Religionslehrerinnen und Religionslehrer bewegt sich im Spannungsfeld von gelebter und gelernter Religion. Empirisch lässt sich im Bereich der Schulformen eine Gewichtung der Unterrichtsziele in Abhängigkeit von der Schulform beobachten. Die Religionslehrerschaft an Gymnasien bevorzugt die kognitiv-diskursive Seite des Unterrichts. Angesichts der Kompetenzorientierung bildet heute vor allem die Elementarisierungsdidaktik eine wichtige Brücke zwischen christlicher Tradition und heutiger Lebenswelt. Offene Unterrichtsformen und experimentelle Grundhaltung im RU befördern eine adäquate Auseinandersetzung mit der Theologie, weshalb sowohl Diagnoseaufgaben als auch Lern- und Leistungsaufgaben im Rahmen subjektorientierter, dialogischer und gesellschaftsorientierter Lernformen voneinander unterschieden werden. Diese Lernformen haben auch die Orientierung an außerschulischen Angeboten (Gemeindepädagogik, sozial-diakonisches Lernen, Inklusion) zur Folge. (Seiten 103-122)
Peter Kliemann, Religiöse Bildung in der Sekundarstufe II. / Nach einleitenden Beobachtungen zur Geschichte und zum Status des Faches Religionslehre in der Sekundarstufe II werden die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte dieser Schulstufe charakterisiert. Anhand der Lehrplanentwicklung in Baden- Württemberg werden exemplarisch didaktische Entwicklungslinien der vergangenen Jahrzehnte beschrieben. Es folgen Beobachtungen und Anfragen zum „religiösen Schulleben“ in der Sekundarstufe II sowie ein Überblick über die vorhandenen Unterrichtsmaterialien. Da eine Didaktik des Religionsunterrichts in der Sekundarstufe II bisher allenfalls in ersten Ansätzen vorliegt, werden abschließend sieben Desiderate bzw. Entwicklungsperspektiven skizziert. (Seiten 123-141)
Roland Biewald / Andreas Obermann, Schulformspezifische Religionsdidaktik - die Religionsdidaktik an berufsbildenden Schulen. / Ausgehend von einer Charakterisierung der berufsbildenden Schulen wird die Stellung des Berufsschulreligionsunterrichts (BRU) unter den spezifischen Bedingungen dieser Schulformen dargestellt. Ein Blick auf empirische Untersuchungen zur Schülerschaft, deren Werteorientierungen und religiöse Prägungen sowie auf Lehrerinnen und Lehrer liefern ein Bild der anthropogenen und soziokulturellen Voraussetzungen des BRU. Didaktische Profile des BRU werden anhand der Ziel-, Inhalts- und Kompetenzorientierung verschiedener Lehrplanbeispiele aufgezeigt. Schulische und außerschulische Lernorte, Lehrmaterialien, Institutionen der Forschung, der Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie der kirchlichen Unterstützung des BRU zeigen die vielfältige Verflechtung des BRU mit Theologie, Kirche, beruflicher Bildung und Ausbildungsträgern. Schließlich werden Perspektiven und Desiderate für die fachdidaktische Fortentwicklung des BRU aufgezeigt. (Seiten 142-165)
Anita Müller-Friese: Religiöse Bildung in Förderschulen. Beitrag zum Projekt "schulspezifische Religionsdidaktik". / An allen 10 Förderschularten in Deutschland wird Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach erteilt. Im Schnittpunkt zwischen Sonderpädagogik und allgemeiner Religionspädagogik steht er in der Herausforderung, Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf zu helfen, religiöse Kompetenzen zu entwickeln und zu festigen. Unterrichtende gehen auf die individuellen Lernmöglichkeiten und -bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler ein und sind gefordert, ganzheitliche, erfahrungsorientierte Formen religiösen Lehrens und Lernens zu praktizieren. Mit dem Stichwort „Inklusion“ wird darüber hinaus auf die Notwendigkeit hingewiesen, im interdisziplinären Gespräch konzeptionell und didaktisch-methodisch nach Wegen zu suchen, die Heterogenität von Lerngruppen als Chance zu sehen, und die durch das gegenwärtige Schulsystem gegebene Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen zu reduzieren. (Seiten 166-193)
Henning Schluß, Kompetenzorientierung im Religionsunterricht - Herausforderungen eines religionspädagogischen Paradoxons. / Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass der Evangelische Religionsunterricht ein Schulfach sein soll wie andere auch. Dazu muss er sich auf das Konzept fachspezifischer Kompetenz einlassen. Dies fordert eine Konzentration auf den Kernbereich des Faches auch als Gegenstand der Leistungsbewertung. Der Kernbereich des Faches ist aber der Kernbereich des Protestantismus, die Rechtfertigungslehre. Die Rechtfertigungslehre hat den Inhalt, dass es vor Gott nicht auf die Leistung des Menschen ankommt, dass sich das Menschsein im Angesicht Gottes nicht an der Leistung – und sei es auch einer Kompetenz – bemisst, sondern an der Gnade Gottes, die uns ein Geschenk ist. Damit dies als Kompetenz der Schülerinnen und Schüler überprüft werden kann, geht es um einen erfahrungserweiternden und reflektierenden Lehr-Lernprozess, der eben diese Grundeinsicht der Rechtfertigungslehre zu transportieren vermag. Abgefragt und bewertet wird dann die Leistung, kompetent in Bezug darauf zu sein, dass das Menschsein sich im Angesicht Gottes nicht durch Leistung definiert. Vom Unterricht wird erwartet, mit dieser zumindest latent paradoxen Struktur des Evangelischen Religionsunterrichts kreativ umzugehen. (Seiten 194-201)
Joachim Willems, Lernen an interreligiösen Überschneidungssituationen - Überlegungen zu Ausgangspunkten einer lebensweltlich orientierten interreligiösen Didaktik. / Der vorliegende Beitrag entwirft Grundzüge einer lebensweltlich orientierten interreligiösen Didaktik. Kompetenzorientiertes interreligiöses Lernen, so wird argumentiert, sollte angesichts der religiösen und kulturellen Pluralität in Deutschland, Europa und der Welt ausgehen von interreligiösen Überschneidungssituationen. Schülerinnen und Schüler sollten darin gefördert werden, sich in solchen Situationen kompetent und kriterienbewusst zu verhalten. Dazu müssen sie über interreligiöse Deutungs- und Urteilskompetenzen ebenso verfügen wie über interreligiöse Handlungskompetenzen und über religionskundliche Kenntnisse. Außerdem bezieht sich interreligiöses Lernen auf Haltungen und Einstellungen. (Seiten 202-219)
Martin Schreiner, "Religionspädagogik als Wissenschaft" - "Evangelische Bildungsverantwortung" - "Ästhetisches Lernen" - "Religion oder Ethik?" - "Literarische Texte im RU" - "Bibel kreativ erkunden". Vorstellungen aktueller religionspädagogisch interessanter Neuerscheinungen. (Seiten 220-291)
„Theo-Web-Pinnwand“ - Tagungsankündigungen (Seiten 292-293)
Prof. Dr. Martin Rothgangel (Uni Wien) - verantwortlicher Redakteur
Prof. Dr. Ferdinand Angel (Uni Graz)
Prof. Dr. Martin Bröking-Bortfeldt (1952 - 2006)
Prof. Dr. Monika Jakobs (Uni Luzern)
Prof. Dr. Helga Kohler-Spiegel (Päd. Hochschule Feldkirch)
Prof. Dr. Manfred Pirner (Uni Erlangen-Nürnberg) - responsible for contributions in English
Prof. Dr. Rolf Schieder (Uni Berlin)
Prof. Dr. Martin Schreiner (Uni Hildesheim) - verantwortlich für Rezensionen
Prof. Dr. Bernd Schröder (Uni Saarbrücken)
Prof. Dr. Andrea Schulte (Uni Erfurt)
Prof. Dr. Michael Wermke (Uni Jena)
Prof. Dr. Martin Rothgangel (Uni Wien) - verantwortlicher Redakteur