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"Es gibt dreierlei Arten Leser:
Eine, die ohne Urteil genießt, eine dritte, die ohne zu genießen urteilt, die mittlere, die geniessend urteilt und urteilend genießt; diese reproduziert eigentlich ein Kunstwerk aufs neue."
J.W. von Goethe
Deckblatt und Inhaltsverzeichnis der Ausgabe
Martin Rothgangel: Editorial (Seite 1)
Hans-Ferdinand Angel / Martin Rothgangel: "Naturwissenschaft und Theologie" als religionspädagogische Herausforderung. Eine Einführung in den Thementeil (Seiten 2-3)
Hans-Ferdinand Angel: Steiniges Terrain. Religionspädagogische Sondierungen im Schnittfeld von Naturwissenschaft und Theologie. / Die wissenschaftlichen und in den Medien präsenten Diskussionen zum Thema „Naturwissenschaft – Theologie“ (Neurotheologie, Fall Galilei, Glaube und Evolution, Neo-Atheismus) bestimmen auch das Weltbild von Jugendlichen. Das macht die Thematik für die Religionspädagogik zu einem steinigen Terrain. Auch wenn ein solches keine Spargelzüchter anlockt, so ist es nicht ohne Chancen. Die Monographien zu diesem Thema spiegeln einen Profilierungsprozess der Religionspädagogik. Ihre zunehmende Orientierung am Subjekt brachte Aspekte wie Religiosität, Mentalität, Denkstile, Emotion, Kognition oder religiöse Entwicklung genauso in den Blick wie ökologische Bildung, "Eine-Welt-Pädagogik", konziliarer Prozess oder Umweltethik. (Seiten 4-25)
Hans-Ferdinand Angel: Ausblendungen, Lebensrelevanz und Glaubensprozesse (Creditionen). Religionspädagogische Positionierungen im Schnittfeld von Naturwissenschaft und Theologie. / Die Religionspädagogik bewegt sich beim Thema „Naturwissenschaft und Theologie“ in historisch vorgezeichneten Bahnen. Wichtige Aspekte werden für den Religionsunterricht nicht fruchtbar gemacht (Feministische Religionspädagogik, Technikkritik, Orthodoxie, Judentum und Islam). Gleichzeitig wird zunehmend fraglich, ob die Grundlagenforschung der Naturwissenschaft (Science) überhaupt noch Lebensrelevanz für Jugendliche beanspruchen kann. Schließlich eröffnet die „wissenschaftsgläubige“ Mentalität Jugendlicher („Szientismus“) die Chance, die Phänomene „gläubig“ und „glauben“ näher in den Blick zu nehmen und die Bedeutung von Glaubensprozessen (Creditionen) neu zur Sprache zu bringen. (Seiten 26-41)
Guido Hunze: Schöpfung – ein unterschätzter Grundbegriff der Religionspädagogik. / Die Auseinandersetzung zwischen Naturwissenschaften und Theologie wird weiterhin intensiv geführt – zurzeit anhand der Debatte um das Intelligent Design. Im religionspädagogischen Diskurs ist Schöpfung dagegen nur als ein Thema unter vielen anzutreffen, zumeist kaum in seiner grundlegenden Bedeutung erkannt. Ein relationaler Schöpfungsbegriff, hier entwickelt im Anschluss an Jürgen Moltmann, weist jedoch den Weg zu einem praktisch-theologischen Schöpfungsverständnis, das den Prozess der Wahrnehmung der Welt als Schöpfung in den Blick nimmt. Schöpfung ist demnach eine Kategorie der (Glaubens-)Erfahrung und (Glaubens-)Deutung. Es ermöglicht, die Welt als eine Welt wahrzunehmen, die in Beziehung zu Gott steht. Schöpfung erweist sich damit als religionspädagogischer Grundbegriff von höchster Bedeutung für die Grundlagen religiösen Lernens. (Seiten 42-55)
Friedhelm Kraft: Schöpfung und/oder Evolution? Zur Aktualität einer „alten“ Fragestellung im Zeichen des Darwinjahres. / Die Jährung des 200. Geburtstages von Charles Darwin hat ein neues Interesse für die Frage des Verhältnisses von Naturwissenschaft und Theologie, von Evolutionstheorie und biblischer Schöpfungslehre ausgelöst. Der Artikel führt in die aktuelle Debatte ein, stellt Modelle der Zuordnung von naturwissenschaftlicher Theorie und christlicher Theologie vor und bedenkt didaktische Folgerungen vor dem Hintergrund der Alltagstheorien von Kindern und Jugendlichen. (Seiten 56-67)
Martin Rothgangel: „Naturwissenschaft und Theologie“ aus der Perspektive empirischer Unterrichtsforschung. / Vorliegender Beitrag erörtert das Thema „Naturwissenschaft und Theologie“ aus der Perspektive empirischer Unterrichtsforschung. Dabei kommen exemplarisch ausgewählte Schulbuchanalysen, empirische Befragungen von SchülerInnen und LehrerInnen sowie schließlich empirische Analysen von Unterrichtseinheiten zu dieser Thematik in den Blick. Resümierend lassen sich einerseits in allen Bereichen religionspädagogische Forschungsarbeiten verzeichnen, gleichwohl bestehen durchweg erhebliche Desiderate, die zugleich ein interessantes Forschungsfeld für weitere empirische Studien zum Themenbereich „Naturwissenschaft und Theologie“ eröffnen. (Seiten 68-74)
Britta Klose: Kreationismus und Wissenschaftsgläubigkeit – empirisch erfasst!? / Der vorliegende Artikel stellt einen ersten Versuch für eine erste Annäherung zur Erhebung kreationistischer und wissenschaftsgläubiger Positionen im Kontext schulischen Lernens dar. Anhand zweier Skalen quantitativer Forschungsprojekte wird sowohl ein erster Zugang zur Erhebung dieser problematischen Denkmuster (Kreationismus und Szientismus) entworfen und diskutiert als auch die im Zusammenhang hiermit durchgeführte empirische Vorgehensweise reflektiert. (Seiten 75-79)
Monika E. Fuchs: Empirische und didaktische Perspektiven bioethischen Lernens im Religionsunterricht. / Bioethisches Lernen in Schule und Unterricht ist ein gleichermaßen notwendiges wie schwieriges Geschäft und stellt Lehrende wie Lernende vor besondere Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund wurden im Rahmen eines empirischen Unterrichtsforschungsprojektes an der Georg-August-Universität Göttingen Prozesse bioethischen Lernens im Religionsunterricht der Sekundarstufe I untersucht. Im Zentrum der qualitativen Studie stand die Frage nach Konzepten und Kategorien bioethischen Urteilens aus Schülersicht. Der vorliegende Artikel stellt Konzeption und ausgewählte Ergebnisse dieser Untersuchung vor. (Seiten 80-90)
Sabine Stern-Sträter: Bioethische Fragestellungen aufbereitet für den Religionsunterricht. / Der wissenschaftliche Fortschritt mit den dadurch aufgeworfenen bioethischen Kontroversen stellt heutzutage eine immer größere Herausforderung für den Schulunterricht, insbesondere den Religionsunterricht dar. Eine besonders gelungene Auseinandersetzung der Schüler mit der Thematik entstand in meinem Unterricht durch die Diskussion bioethischer Konfliktsituationen, welche schülerorientiert ausgewählt wurden. Aufgrund dessen beschäftigten sie sich fächerübergreifend mit verschiedenen Argumentationen, um zu einem begründeten und qualifizierten Urteil zu kommen. Leider bieten die Religionsbücher dazu bisher wenig geeignete Materialien. (Seiten 91-94)
Torsten Larbig: Naturwissenschaftliche Themen im Religionsunterricht der Oberstufe. / Ausgehend von der Bestimmung der Unschärfe der Begriffsgegenüberstellung „Glaube“ und „Wissenschaft“ stellt Torsten Larbig die Frage nach den Voraussetzungen der Arbeit mit naturwissenschaftlichen Themen im Religionsunterricht der Sekundarstufe II. Es bedarf zunächst, so seine These, einer Befähigung zur Reflexion über unterschiedliche rationale Zugänge zur Wirklichkeit, bevor konkrete Fragestellungen angemessen bearbeitet werden können. Inwiefern dem Autor bislang begegnetes Material diesen Ansprüchen genügt, wird in einem abschließenden Teil des Beitrags reflektiert. (Seiten 95-99)
Wolfgang Weirer / Monika Prettenthaler: Was alle angeht, können nur alle lösen. Naturwissenschaftliche Themen in Religionsbüchern aus der Sicht von SchulbuchautorInnen. / Der Dialog zwischen Religion und den Naturwissenschaften ist eines der „klassischen“ Themen fächerübergreifenden und fächerverbindenden Arbeitens in der Sekundarstufe II. Wenn es darum geht, naturwissenschaftliche Themen für den Religionsunterricht in Religionsbüchern aufzubereiten, so reicht es nicht, lediglich Informationen aus anderen Unterrichtsgegenständen zum „implementieren“. Vielmehr braucht es darüber hinaus eine „Hermeneutik“ der unterschiedlichen Herangehensweisen, Verstehensvoraussetzungen und Sprachspiele, um einen sinnvollen Dialog zwischen den Fächern zu initiieren. (Seiten 100-117)
Dietrich Zilleßen: Performative Didaktik. Religionspädagogische Showgeschäfte. / Was sich unter performativer Didaktik an Vorstellungen und Praktiken versammelt, ist vielfältig, zum Teil auch widersprüchlich. Lämmermanns pauschale Kritik trifft die fundamentalistische Variante dieser Didaktik: Performativität wird ontologisiert, sie wird gleichgesetzt mit dem, was im Blick ist. Das performative Ereignis wird instrumentalisiert. Nur unter dieser fragwürdigen Voraussetzung könnte „Performative Didaktik“ als Frömmigkeitsstrategie, Unterricht (Religionsunterricht) als vordergründige Glaubensunterweisung missverstanden werden. Gegen diese Art von (performativer) „Didaktik“ zu polemisieren, ist keine Kunst. Didaktische Grundprobleme liegen, genauer betrachtet, tiefer. Die Auseinandersetzung damit erfordert eine religionspädagogische Standortbestimmung – einen Diskurs über Performativität, über Didaktik und über Religion (Religiosität). (Seiten 118-129)
Dietrich Zilleßen: Szenisches Lernen. Umgang mit Religion im Religionsunterricht. / Im Unterschied zu einer „Bindungsreligion“ (religare) geht es in Religion um das aufmerksame Wiederlesen (relegere) der Beziehung zu den Göttern, die den verbindlichen Abstand des Menschlichen vom Göttlichen respektiert. Religionsunterricht braucht eine Religion, die dazu beitragen kann, die Maßstäbe des Menschlichen zu erörtern. Szenisches Lernen im Religionsunterricht setzt auf eine (nichtmoralische) Ethik des Sehens, um die Würde des Anderen zu wahren. In diesem Zusammenhang stellt der Blickwechsel vom betroffenen zum ästhetischen Sehen eine besondere Herausforderung dar. (Seiten 130-140)
Annegret Reese-Schnitker: Der diffizile Zusammenhang zwischen der Qualität von Schülerleistungen und der Qualität von Schulen und die unbeabsichtigten Vermischungen. Kritische Anfragen an das Konzept der Bildungsstandards aus der Perspektive der aktuellen Debatte um Leistungsbewertung. / Die meist unbeabsichtigte Vermischung der Diskus¬sion um Bildungsstandards mit Konzepten der Leistungsbewertung im Religions¬unter¬richt wird hier kritisch beleuchtet. Es macht einen wesentlichen Unterschied, ob es - wie bei den Bildungsstandards - um die Evaluation von Schulen geht, ob die Benotung von Schülerleistungen der Selektion dient, ob die individuelle Leistung der Schüler/innen im Zentrum diagnostischer Aufmerksamkeit steht oder ob es um ein Feedback zu dem Unterricht der Lehrperson geht. Leistungsbewertung im Religions¬unterricht an der öffentlichen Schule unterliegt disparaten Erwartungen, die Auswirkungen auch auf die Praxis der Bildungsstandards haben. In abschließenden Thesen wird die begrenzte Wirkkraft der Orientierung an Bildungsstandards aufgezeigt und weitere notwendige schulische Reformansätze angemahnt. (Seiten 141-150)
Gesellschaft für Fachdidaktik e.V. (GFD), Positionspapier „Mindeststandards am Ende der Pflichtschulzeit. Erwartungen des Einzelnen und der Gesellschaft – Anforderungen an die Schule“ (Seiten 151-159)
Carsten Gennerich: Ein empirisch gestütztes Modell zur Reflexion der Beziehung von Erfahrung und religiösen Deutungsperspektiven als Grundlage der Unterrichtsplanung. / Der Beitrag entwickelt ein empirisches Situationsmodell zur religionsdidaktischen Reflexion theologischer Deutungsperspektiven in Bezug auf unterschiedliche Schülererfahrungen. Die Modellentwicklung nimmt dabei Vorarbeiten von Dieter Stoodt und Peter Biehl zur wechselseitigen Vermittlung von Tradition und Erfahrung auf und reformuliert diese auf der Grundlage des empirischen Wertemodells von Shalom Schwartz. Anhand zweier empirischer Studien wird dann demonstriert, wie mit dem Modell diagnostizierbare Schülererfahrungen fundiert auf religiöse Deutungsangebote bezogen werden können, so dass sich eine perspektivenreiche Basis zur Unterrichtsplanung ergibt. Eine dritte modellgeleitete Studie zur Orientierung von ReligionslehrerInnen illustriert schließlich die sich unter den Bedingungen von Pluralität ergebenen Herausforderungen für die Lehrerrolle. Insgesamt erweist sich der vorgeschlagene Modellansatz als eine konsequente Weiterführung der Biehlschen Symboldidaktik, die zentrale Anliegen des Tübinger Elementarisierungskonzepts erfüllen kann. (Seiten 160-202)
George Reilly: Religiöse Kulturhermeneutik und religiös-kulturelle Identität in einer pluralen Schule. / Als kulturelle Praxis ist der Religionsunterricht in Mechanismen um Sicherung von Macht verstrickt. Kulturelles Handeln im Religionsunterricht setzt kulturelle Ressourcen voraus, die im Sinne eines kulturellen Kapitals nicht gleichmäßig verteilt sind. Mit diesem kulturellen Kapital wird symbolische Gewalt ausgeübt, um gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse zu sichern. Der kreative Umgang mit Produkten der populären Kultur macht es möglich, den herrschenden Machtverhältnissen zu entkommen. Religionsunterricht hat die Aufgabe, ein Bewusstsein für die Verstrickung bürgerlich-kultureller Formen der christlichen Überlieferung in Herrschaft zu entwickeln. Gleichzeitig soll der Unterricht sich das utopische Potenzial populärer Kultur didaktisch zu Nutze machen und gleichzeitig die Widersprüche dieser Kulturform thematisieren. (Seiten 203-213)
Monika E. Fuchs: „Phantombild Relilehrer“. Eine kleine kriminologische Glosse für Täter und Ertappte. (Seiten 214-219)
Martin Schreiner: „Spiel und Bildung“ – „Glaube und Geschlecht“ – „Gott, Gene und Gehirn“. Ein Überblick über aktuelle religionspädagogisch interessante Neuerscheinungen. (Seiten 220-251)
Meyer, Karlo, Fünf Freunde fragen Ben nach Gott. Begegnungen mit jüdischer Religion in den Klassen 5-7, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2008. 96 S., mit einer Begleit-DVD, € 19,90, ISBN 978-3-525-77615-5. (Bernd Schröder). (Seite 252)
Erkan, Serap / Lubig-Fohsel, Evelin / Solgun-Kaps, Gül, Mein Islambuch 1./2. Schuljahr, Schülerbuch (Broschiert), Oldenbourg Schulbuchverlag, 12,80 €, ISBN 978-3486005530 (Annett Abdel-Rahman / Kathrin Klausing). (Seiten 253-255)
"Theo-Web-Pinnwand" - Tagungsankündigungen (Seite 256)
Gloria Conrad / David Käbisch: Brüche – Kontinuitäten – Neuanfänge. Religionspädagogik und Reformpädagogik. Tagung des Arbeitskreises für Historische Religionspädagogik vom 23. bis 25. März 2009 in Neudietendorf. (Seiten 257-260)
Prof. Dr. Martin Rothgangel (Uni Göttingen) (ViSdP)
Prof. Dr. Ferdinand Angel (Uni Graz)
Prof. Dr. Martin Bröking-Bortfeldt (1952-2006)
Prof. Dr. Monika Jakobs (Uni Luzern)
Prof. Dr. Helga Kohler-Spiegel (PA Feldkirch)
Prof. Dr. Manfred L. Pirner (Uni Erlangen-Nürnberg)
Prof. Dr. Rolf Schieder (Uni Berlin)
Prof. Dr. Martin Schreiner (Uni Hildesheim)
Prof. Dr. Bernd Schröder (Uni Saarbrücken)
Prof. Dr. Andrea Schulte (Uni Erfurt)
Prof. Dr. Michael Wermke (Uni Jena)
Prof. Dr. Martin Rothgangel (Uni Göttingen, verantwortlich)