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"Es gibt dreierlei Arten Leser:
Eine, die ohne Urteil genießt, eine dritte, die ohne zu genießen urteilt, die mittlere, die geniessend urteilt und urteilend genießt; diese reproduziert eigentlich ein Kunstwerk aufs neue."
J.W. von Goethe
Martin Rothgangel, Editorial. (Seite 1)
Manfred L. Pirner / Andrea Schulte, Religionsdidaktik im Dialog - Religionsunterricht in Kooperation. Einführung ins Themaheft. (Seite 2-4)
Udo G. Schmoll, Begegnung als Schlüsselbegriff für fächerverbindendes Arbeiten mit und im evangelischen Religionsunterricht. Die theologische und religionspädagogische Begründung für fächerverbindendes Arbeiten mit dem Evangelischen Religionsunterricht liegt in dem reziproken Verhältnis von Kultur und Religion begründet. Die Aufgabe des Religionsunterrichts im interdisziplinären Arbeiten, der Antworten auf die Fragen der Schüler geben sowie Glaube und Welt aufeinander beziehen will, besteht weder in heteronomer Bevormundung, noch reklamiert der Religionsunterricht eine religiöse Sonderwelt. Will der Religionsunterricht mehr sein als die Vermittlung von „Wissen über Religion“ (Religionskunde) muss er die Autonomie der anderen Fächer wahren und gleichzeitig ihre Aussagen auf einen unbedingten Sinn beziehen (so genanntes „theonomes Modell“). (Seite 5-16)
Veit-Jakobus Dieterich, Fächerübergreifender Unterricht. Der vorliegende Artikel fragt, ausgehend von der Praxis (Abschn. 1), nach den Möglichkeiten des fächerübergreifenden Arbeitens in der Schule allgemein (Abschn. 2) und im Religionsunterricht im Besonderen (Abschn. 3), wobei Formen fächerübergreifenden Arbeitens, konkrete thematische Beispiele sowie mögliche Schwierigkeiten zusammengestellt werden (Abschn. 4-6). Es zeigt sich, dass eine Religionsdidaktik, welche die biblisch-christliche Tradition mit der gegenwärtigen Situation ins Gespräch bringen will, neben der fachspezifischen Arbeit auf einen fächerübergreifenden Ansatz grundlegend angewiesen ist. (Seite 17-27)
Karl Ernst Nipkow, Schöpfungsglaube, Kreationismus und Naturwissenschaft: Voraussetzungen für das Gespräch des Religionsunterrichts mit naturwissenschaftlichen Fächern. Notwendige Unterscheidungen versuchen zunächst, Missverständnisse des biblischen Schöpfungszeugnisses in Gen 1 auszuräumen, die durch eine Verwechslung mit naturwissenschaftlichen Hypothesen und einen auf wissenschaftliche Beweisführungen abzielenden kreationistischen Umgang entstehen. Der längere Teil begründet notwendige Zuordnungen: ein wechselseitiges Grenzbewusstsein, eine mehrdimensionale Erschließung der Wirklichkeit, kognitive Brücken durch relations- und kontextbezogenes komplementäres Denken, die Überwindung eines Entweder-Oder Denkens und die Vielfalt von Wahrheitserfahrung. (Seite 28-47)
Katrin Bederna / Laura Martignon, Es war einmal ein enges Paar …: Matheologie? Nach einer kurzen Bestandsaufnahme zur fachdidaktischen Diskussion und faktischen Unterrichtskooperation werden mit den Themen „Beweisen und Argumentieren“, „Unendlich“, „Vollkommen“ und „Komplexitätsreduktion“ Dialogfelder aus fachwissenschaftlicher Perspektive skizziert, die für junge Menschen bedeutsam sind. Für die Kooperation von Mathematik- und Religionsunterricht gilt wie auch für die zwischen naturwissenschaftlichem Unterricht und Religionsunterricht, dass sie sich auf für Schülerinnen und Schüler besonders relevante Themen konzentrieren, bei ihren Alltagstheorien zum Verhältnis von Mathematik und Religion ansetzen und deren Fortentwicklung stimulieren muss. Aus diesem Prinzip folgen Kooperationsanregungen für die Fachdidaktiken und die Unterrichtsfächer, die abschließend exemplarisch konkretisiert werden. (Seite 48-71)
Andreas Benk / Roger Erb, Religionsdidaktik und Physikdidaktik. Neuere Entwicklungen sowohl in der Religionsdidaktik als auch in der Physikdidaktik legen eine engere Kooperation als bisher zwischen beiden Fachdidaktiken nahe. Der Beitrag zeigt, dass sich dabei eine Zusammenarbeit nicht nur auf Themenfeldern anbietet, die sich aus der fachwissenschaftlichen Verhältnisbestimmung von Theologie und Naturwissenschaft ergeben; eine Kooperation ist insbesondere sinnvoll und notwendig im Hinblick auf Weltbildkonstruktionen von Kindern und Jugendlichen sowie bezüglich der Behandlung wissenschaftstheoretischer und wissenschaftsethischer Fragestellungen im Unterricht. Darüber hinaus werden Anregungen zur Kooperation von Religions- und Physikunterricht in der Schule gegeben. (Seite 72-87)
Annegret Langenhorst / Georg Langenhorst, Fachdidaktik Religion und Fachdidaktik Deutsch: Chancen und Grenzen der Kooperation. Von einem wechselseitigen Dialog zwischen Deutsch- und Religionsdidaktik kann trotz zahlreicher Veröffentlichungen zum Verhältnis von Religion und Literatur kaum die Rede sein: Der Wahrnehmung von Literatur durch TheologInnen und ReligionspädagogInnen steht die eklatante Vernachlässigung von Religion und Theologie durch GermanistInnen und DeutschdidaktikerInnen gegenüber. Von diesem Befund ausgehend werden jüngere Entwicklungen und Diskussionen in den Blick genommen („christliche Literatur“ im Deutschunterricht; literarische Texte im Religionsunterricht) sowie Aufgabenfelder für die Kooperation der beiden Unterrichtsfächer skizziert. („Textspiegelungen“, Sprachsensibilisierung, Erfahrungserweiterung, Wirklichkeitserschließung und Möglichkeitsandeutung). (Seite 88-104)
Jan Hollm / Manfred L. Pirner, „The border is the place of understanding” (Paul Tillich). Religionsdidaktik und Englischdidaktik im Dialog. Vor dem Hintergrund eines weitgehend fehlenden Gesprächs zwischen Englischdidaktik und Religionsdidaktik sowie nur sporadischer Zusammenarbeit zwischen den beiden Unterrichtsfächern werden grundlegend mögliche Dialog- und Kooperationsfelder sondiert: Das Verständnis von Bildung (insbesondere angesichts PISA und Kompetenzorientierung); die Auseinandersetzung mit dem Fremden, insbesondere im Hinblick auf interkulturelles Lernen; die Bedeutung von Sprache für fremdsprachliches und religiöses Lernen; die Frage nach Schüler- und Lebensweltorientierung; schließlich das bilinguale Lehren und Lernen als Herausforderung für Englisch- und Religionsunterricht. (Seite 105-123)
Thomas Breuer / Bärbel Völkel, Chronos und Kairos – Reflexionen zum Umgang mit dem Phänomen ‚Zeit’ im Geschichts- und Religionsunterricht. Fokussiert auf den Aspekt des Zeitbewusstseins unternimmt der Beitrag eine grundsätzliche Reflexion über das historische Lernen. Als gemeinsames Interesse von Geschichts- und Religionsdidaktik erscheint die Intention, sich von der Dominanz der linearen Chronologie zu befreien, indem die Wahrnehmung des Kairos geschult wird. Letztlich geht es darum, junge Menschen zu ermutigen, das Jetzt mit beiden Händen zu greifen und das Leben nicht in eine ungewisse Zukunft zu verschieben. Sie sollen befähigt werden, eine Vielzahl von Traditionen mutigen Handelns in der Geschichte auszumachen, um sich den Problemen der Gegenwart stellen zu können. (Seite 124-142)
Bernhard Grümme / Wolfgang Sander, Von der „Vergegnung“ (Martin Buber) zum Dialog? Das Verhältnis von Religionsdidaktik und Politikdidaktik. Entgegen allen Annahmen der Säkularisierungstheoretiker ist das Christentum immer noch ein Politikum. Die christliche Botschaft selber hat immer eine politische Pointe. Und auch der Religionsunterricht ist ein politischer Faktor. Mindestens aus diesen Gründen müsste doch eigentlich der RU religionsdidaktisch in seinen politischen Dimensionen entfaltet werden und zugleich Gegenstand politikdidaktischer Reflexionen sein. Eine fächerübergreifende Kooperation von RU und Politikunterricht wäre zu erwarten. Dagegen konstatiert der vorliegende Beitrag einen weitgehenden Gesprächsabbruch zwischen Religionsdidaktik und Politikdidaktik. Er markiert aus der Logik beider Fächer die Dringlichkeit eines solchen Gesprächs und zeigt schließlich Felder eines solchen Dialogs auf. (Seite 143-157)
Claudia Gärtner, Mehr als Bilder im Religionsunterricht. Kooperationen von Kunst- und Religionsunterricht berühren Grundvollzüge von Religion und Kunst. Als Voraussetzung von Kooperationen zwischen Kunst- und Religionsunterricht systematisiert der Artikel vorhandene fächerverbindende und fachübergreifende Ansätze und Beispiele des religions- und kunstdidaktischen Diskurses. Grob gesprochen lassen sich dabei drei Richtungen ästhetisch orientierten Lernens im Religionsunterricht (RU) erkennen. Diese nehmen jedoch nur ansatzweise neuere Ansätze der Kunstpädagogik wahr. Dabei scheinen gerade die unter der Überschrift „Künstlerische Bildung“ zusammengefassten aktuellen kunstdidaktischen Ansätze für den RU besonders fruchtbar zu sein. Anhand von zwei Beispielen soll deutlich werden, wie das dort vorgeschlagene Zusammenspiel von Kunstrezeption und -produktion, von ästhetischer und wissenschaftlicher Forschung, von der Aneignung künstlerischer Verfahren und ihrer produktiven Transformation auch religionspädagogisch für eine erfahrungsorientierte Aneignung (ästhetischer oder religiöser) Objektivationen von Belang sein kann. (Seite 158-171)
Matthias Everding / Norbert Schläbitz, Fächerübergreifender Ansatz im Musik- & Religionsunterricht. Das Hören „ihrer“ Musik nimmt bei den meisten Jugendlichen einen bedeutenden Platz in ihrer Freizeitgestaltung ein. Dabei geht es oft nicht nur um Unterhaltung, sondern um die individuelle Suche nach Sinn und Orientierung oder einfach um die Flucht aus dem Alltag. In vielen Songtiteln und musikalischen Inszenierungen werden religiöse oder existentielle Fragen und Erfahrungen thematisiert, die auch Gegenstand eines schülerorientierten Religionsunterrichts sind. In diesem Aufsatz werden nach einer kurzen Erörterung der Berührungspunkte zwischen Musik und Religion ausgehend von den Handlungsfeldern des Musikunterrichts verschiedene sowohl fächerverbindende als auch fachübergreifende Ansätze zwischen dem Religionsunterricht und dem Musikunterricht skizziert. (Seite 172-183)
Jürgen Court / Andrea Schulte, Religionsdidaktik und Sportdidaktik. Obgleich aktuelle Studien zum Verhältnis von Sport und Religion auf vielschichtige Verbindungslinien verweisen, hat ihre Diskussion bis heute keinen Niederschlag in den entsprechenden Schulfächern bzw. ihren -didaktiken gefunden. Eine historisch ausgerichtete, exemplarische Suche nach Berührungspunkten zwischen Sport und Religion zeigt jedoch, dass ihre Behandlung im Schulunterricht sich durchaus auf übergreifende ästhetische und pädagogische Kategorien beziehen kann. Dabei schärft die neuere wissenschaftliche Literatur den Blick für mehrperspektivische Annäherungen. Im Diskurs um die Präsenz von Religion in der Gegenwartskultur gewinnen vor allem erfahrungstheoretische und phänomenologische, (religions)soziologische und ritualtheoretische Analysen des Verhältnisses von Sport und Religion an Bedeutung. Der Beitrag schließt mit Erfahrungen der Verfasser aus interdisziplinären Lehrveranstaltungen an der Universität Erfurt, die auf die Erfahrungswelt Schule übertragen werden können. (Seite 184-196)
Carola Fleck, Interreligiöse Erziehung im Kindergarten. Der folgende Artikel beleuchtet auf dem Hintergrund einer multikulturellen Gesellschaft die Aufgaben, die sich Erzieher(inne)n und Eltern im Zusammenhang mit interreligiöser Erziehung stellen. Er verweist auf ihre Einbettung in die interkulturelle Pädagogik und stellt konkrete Vorschläge für die Umsetzung im Kindergarten vor. Die Frage nach den Risiken der Verwirrung durch unsachgemäße Vermischung (von Elementen religiöser Praktiken verschiedener Religionen) einerseits und den Chancen gemeinsamen Feierns und Betens andererseits wird diskutiert – im Blick auf die Kinder als Akteure ihres eigenen religiösen Lernens, aber auch auf die Erzieherinnen und Eltern. (Seite 197-204)
Dörte Katarina Hofheinz / Marco Hofheinz, Das Erzählzelt. Zur praktischen Umsetzung eines Konzepts biblischer Didaktik in der Grundschule. Kinder brauchen Erzählungen. Wer wollte dies aus ernsthaften pädagogischen, theologischen oder entwicklungspsychologischen Gründen bestreiten? Wie jedoch erzählt werden soll, darüber gehen die Meinungen auseinander. Anstatt jedoch eine weitere Theorie des Erzählens biblischer Geschichten zum religionspädagogischen Diskurs beizusteuern, wird über einen „Gegenstand“ berichtet, der bei der „performance“ biblischer Geschichten sehr hilfreich sein kann, nämlich das Erzählzelt. Im Rückblick auf eigene positive Lehrerfahrungen und Lernreaktionen wird unter Rekurs auf bibeldidaktische und pädagogische Theoriebildung nach der Besonderheit des Erzählzeltes im Blick auf den Zusammenhang zwischen dem Ort des Erzählens und der Aufnahmebereitschaft und -fähigkeit der Hörenden gefragt. (Seite 205-236)
Andreas Obermann, Der breite und der schmale Weg (Mt 7,13f.). Religionspädagogische Perspektiven einer dialogischen Bibeldidaktik. Das in der christlichen Tradition namentlich und von der Sache auch bei Schülern bekannte Jesuswort von den zwei Wegen (Mt 7,13f.) wird nach einer exegetischen Skizze und einem religionswissenschaftlichen Ausblick auf seine religionspädagogischen Potentiale befragt, die in religionspädagogischen Leitsätzen festgehalten werden. Die religionspädagogischen Optionen des Zwei-Wege-Motivs werden in ethischen, biblischen und interreligiösen Konkretionen als Beispiel einer dialogischen Bibeldidaktik entfaltet. (Seite 237-258)
Annebelle Pithan, Arme Jungs oder kleine Machos? Die Lebenswelten von Jungen als religionspädagogische Herausforderung. Jungenforschung in der Religionspädagogik gibt es bisher kaum. Der Beitrag fragt zunächst nach den Lebenswelten und der Sozialisation von Jungen, etwa hinsichtlich der Körperlichkeit oder des Sozial- und Bildungsverhaltens. Im zweiten Teil werden Konzepte von Männlichkeit (z.B. kleine Helden in Not, Männlichkeiten nach R. Connell) vorgestellt. Im dritten Teil zieht die Autorin Konsequenzen für die Religionspädagogik. (Seite 259-274)
Martin Sander-Gaiser, Neue Lerntheorien und ihre Relevanz für den kompetenzorientierten Religionsunterricht. Anhand der Comeniusstudie und des Modellunterrichts „Die Nacht wird hell“ wird der jetzige Entwicklungsstand des kompetenzorientierten Religionsunterrichts in lerntheoretischer Perspektive analysiert. Dabei wird vorgeschlagen, die jetzige Perspektive von religiöser Bildung durch eine lerntheoretische Orientierung zu ergänzen. Hiermit kommt auch die Entwicklung der Unterrichtsqualität stärker in den Blick. Auf der Suche nach einer validen lerntheoretischen Orientierung werden Erkenntnisse neuerer Lerntheorien rezipiert. Es wird folgendes Resümee gezogen: Kompetenzorientiertes Lernen lässt sich am besten mit Hilfe der Metapher von „Partizipation“ beschreiben. (Seite 275-294)
Martin Schreiner, „Blickwechsel“ – Seelsorge – „Auf Augenhöhe“. Interessante Neuerscheinungen. (Seite 295-307)
Petra Freudenberger-Lötz, Theologische Gespräche mit Kindern. Untersuchungen zur Professionalisierung Studierender und Anstöße zu forschendem Lernen im Religionsunterricht, Stuttgart: Calwer Verlag 2007, 367 S., € 29,90. (Manfred L. Pirner, Seite 308-310)
Meinfried Jetzschke, Supervision – Schule – Religion. Religionslehrerinnen und Religionslehrer wirkungsvoll unterstützen, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 2006, ISBN 3-7887-2125-1, € 19,90. (Bernd Schröder, Seite 311)
Bernd Lindemann, Der innere Weg. Konzepte der Weltreligionen und die Suche nach dem Gemeinsamen, Homburg/Saar: invoco-Verlag 2005, 240 S., € 16,80. (Detlef Oppermann, Seite 312-313)
Prof. Dr. Martin Rothgangel (Uni Göttingen) (ViSdP)
Prof. Dr. Ferdinand Angel (Uni Graz)
Prof. Dr. Martin Bröking-Bortfeldt (1952-2006)
Prof. Dr. Monika Jakobs (Uni Luzern)
Prof. Dr. Helga Kohler-Spiegel (PA Feldkirch)
Prof. Dr. Manfred Pirner (PH Ludwigsburg)
Prof. Dr. Rolf Schieder (Uni Berlin)
Prof. Dr. Martin Schreiner (Uni Hildesheim)
Prof. Dr. Bernd Schröder (Uni Saarbrücken)
Prof. Dr. Andrea Schulte (Uni Erfurt)
Prof. Dr. Michael Wermke (Uni Jena)
Prof. Dr. Martin Rothgangel (Uni Göttingen, verantwortlich)